Am Doubs

Der Fluß Doubs (ausgesprochen Du) rinnt in südwestlicher Richtung durch die Franche-Comté, und man kann eine lange Weile (sicher 200 Kilometer) an ihm entlangfahren. Hab ich anfänglich getan, als ich vor drei Wochen zu einer Radreise aufbrach. Bis zu dem Ort L’Isle-sur-le-Doubs, also die »Insel im Doubs«, der einen stillen, wenig besuchten Campingplatz aufweist.

Als ich ankam, steckte ich in einer Sinnkrise. Der Fluss neben mir rann nicht, er stand unbeweglich, und alles war grün, und heiß war es.

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Ja, Tiere gab es, wie oben ersichtlich: ein paar Schwäne, weiße Rinder als Dekoration im Hintergrund, und vier Mal erspähte ich einen Graureiher. Einer war zwei Meter entfernt. Sie fliegen aber immer gleich weg. Derek Walcott schreibt (hier zitiert), er fliege ebenso fort wie der Reiher, aber keine Chance: Seine Kraft sei verbraucht, mit der er ein reicheres Leben finden hatte wollen statt diese »halbherzige Suche« anzustrengen.

Plötzlich fragte ich mich, warum ich in der Hitze an einem öden Fluss entlangradeln sollte acht Stunden am Tag, eine Woche lang, um all das wieder zurückzufahren. Ich wollte sofort wieder zurück. Doch dann lernte ich auf dem Campingplatz Klaus kennen, einen Krankenpfleger aus Freiburg, der vier Monate Zeit hatte und an jedem Ort einen Tag Pause machte. Genial! So stellten wir fest, dass am Abend ein Konzert in der Café Bar Cuba wäre, und damit fängt so eine Reise schon mal gut an. Vor der Bar dieses Foto: rechts Klaus, links eine unbekannte Reisende, und hinten (neben mir) sogar Che!

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Ein Tag Pause ist gut, du schaust dich um und entdeckst immer einiges (etwa 6 Friseursalons in diesem Nest). Oben bei einer Marienstatue traf ich André, der sich vor die Stadtansicht stellte.

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Eine verlassene Fabrik, ein aufgegebenes Hotel und schöne Spiegelungen im Fluss, das sieht man.

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Rein in die Bar, wir waren nicht viele, der Anfang des Konzerts verzögerte sich. Dann, endlich: Twenty twenty’s hieß die Gruppe, die Rockhits aus 30 Jahren intonierte, und schade, dass der Rhythmusgitarrist hinter der Sängerin nicht zu sehen ist, denn er arbeitete zwei Stunden lang und war die Rhythmuszentrale, da es kein Schlagzteug gab. Ich dankte ihm hinterher speziell, und er freute sich. Wir freuten uns auch und klatschten mit, ein paar Betrunkene gab’s, und in Frankreich siehst du auch ein paar sympathische Drop-Outs, nicht nur die properen Langweiler wie in unserem Land. — Morgen mehr.

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