Anakreon

Eigentlich kenne ich seinen Namen seit vielen Jahren, denn Giovanna beschäftigte sich intensiv mit Anakreon, dem griechischen Dichter. Er lebte von 570 bis 495 vor Chistus und soll noch in hohem Alter dem Wein und der Liebe nicht abhold gewesen sein; dafür wird er verehrt. Sogar Eduard Mörike hat seine Gedichte übersetzt.

10dc4fdc1a348f5d8f7195effdfa11e1Ein kleines Gedicht von Antonio Machado brachte mich auf ihn:

Ich, wie Anakreon,
will singen, lachen und in den Wind schleudern
meine weisen Bitterkeiten
und meine ernsten Ratschläge.
Und ich will, vor allem, mich betrinken,
das wisst ihr schon. … Grotesk!
Der reine Glaube an den Tod, die armselige
Freude und das makabre Tanzen vor der Zeit.

Anakreon war angeblich lange Zeit Hofdichter des Tyrannen Polykrates, der, im selben Jahr wie Anakreon geboren, von 538 bis 522 über Samos herrschte. Uns ist er geläufig durch die Ballade Der Ring des Polykrates von Friedrich Schiller:

REr stand auf seines Daches Zinnen
Er schaute mit vergnügten Sinnen
Auf das beherrschte Samos hin.
»Dies alles ist mir untertänig«,
Begann er zu Ägyptens König.
»Gestehe, dass ich glücklich bin.«

Zu viel Glück erlebt Polykrates, alles kommt ihm entgegen, was der Gast mit Unwohlsein registriert, denn die Antike wollte das Maß und verabscheute zu viel Erfolg, vor allem, wenn er mit Hybris (Überheblichkeit) gepaart daherkam. »Hier wendet sich der Gast mit Grausen«, schreibt Schiller, denn die Götter wollen anscheinend Polykrates‘ Verderben, da sie ihn so zuschütten mit Glück. (Er ging 522 zu einem Treffen mit einem anderen Tyrannen, der ihn einfach ans Kreuz hängte.)

Der sizilianische Lyriker Salvatore Quasimodo hat viele Gedichte alter griechischer Dichter übersetzt. Die von Anakreon sind meist kurz.

Das Mädchen von Lesbos

Den roten Ball
wirft mir Eros mit den goldenen Haaren zu,
und mit einem Mädchen mit bunten Sandalen
zu spielen drängt es mich.

Aber sie, aus Lesbos mit den schönen Häusern,
Verschmäht mich mit den weißen Haaren auf dem Kopf
und schaut sich gierig nach einem Anderen um.

Ich will den sanften Eros besingen

Ich will den sanften Eros besingen,
voller Girlanden, bekrönt mit Blüten,
Eros, der die Menschen beherrscht, ihn, den Herren der Götter.

Eros

Eros, der die Bäume fällt,
traf mich mit der schweren Hacke
und stürzte mich aufs Belieben
in einen winterlichen Sturm.

Furcht vor dem Hades

Meine Schläfen sind schon weiß geworden,
und kahl ist mein Haupt;
die geliebte Jugend habe ich nicht mehr,
und verwüstet sind die Zähne.
Vom süßen Leben bleibt mir
nun  nicht mehr viel.

Und oft beklage ich mich
aus Furcht vor dem Hades.
Fürchterlich ist der Abgrund des Acheron
und nicht endend dein Untergang:
Denn wer hinabstürzt, der,
das weiß man, kehrt nicht mehr zurück. 

Wind

Es vibriert das dichte Blattwerk
des Lorbeers und der grünen bleichen Olive. 

Mars verschont die Tapferen

Hier ruht Timberito, ein tüchtiger Krieger:
Mars verschnt die Tapferen, nicht die Helden.

Die geliebte Zither

Ich aß zu Abend mit einem kleinen Stück Focaccia,
aber gierig trank ich eine Amphore Wein;
jetzt spiele ich mit Gefühl die geliebte Zither
und singe meinem zarten Mädchen meine Liebe zu.

 

 

 

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