Der Geist am Telefon

Gestern hatte ich den Pfarrer von Oeschgen, Leo Schmid, vorgestellt, und dazu passt nun eine wunderbare Geschichte aus der Schweiz, die Theo Locher in seinem Buch Jenseitskontakte mit technischen Mitteln (2007) erzählt hat. Den Dialog muss ich original wiedergeben, im Dialekt. Es ist auch ein Fall für die Kategorie »Fahrrad und Psi«, eine Schnittmenge meiner Passionen.

Theo Locher lässt eine Frau A. G. aus Biel zu Wort kommen: »Im Januar 1982 erhielt ich von meinem Vorgesetzten den Auftrag, für eine Broschüre einige Daten und Angaben zu kontrollieren und zwar über den Hinweis ›Velofahren‹. Ein Herr R. hatte eine Karte herausgegeben und Fahrtrouten im Seeland organisiert. Ich wählte daher die angegebene Telefonnummer, unter welcher sich auch Herr R. meldete.«

Radtour in der Schweiz im September: Almabtrieb!

»Das Gespräch entwickelte sich ungefähr so ab, als sich eine männliche Stimme mit ›R‹ gemeldet hatte: ›Dir kennet sicher no die Broschüre …‹ — ›Ja.‹ – ›I ha der Uftrag, verschiedeni Sache z’kontrolliere. Befasset Dir öich immer no mit dr Aglägeheit Velofahre?‹ – ›Selbstverständli, mir tüe das wiederhole.‹ – ›De chöi d’Charte immer no bi öich bezoge wärede, u ds Telefon für Uskünft isch i däm Fall gäng no s’gliiche?‹ – ›Jawohl, das isch ging no mi.‹«

Locher erläutert: »Herr R. erklärte ihr dann eingehender seine organisatorische Tätigkeit, die er mit großem Einsatz ausübte. ›De wott ig öich nid lenger störe; i danke n’ech für d’Uskunft. Uf widerlose Herr R.‹« Uf widerlose heißt natürlich: Auf Wiederhören. Nun kommt die Pointe.

Ihr Chef fragte sie nun, ob sie um ein Exemplar der Velokarte gebeten habe. Sie verneinte, und nach einiger Zeit rief sie Herrn R. nochmals an, worauf sich nun eine Frau R. meldete. Frau A. G. in ihrem Bericht: »Nachdem ich mich angemeldet hatte, fragte ich Frau R., ob ich nochmals kurz mit ihrem Mann sprechen könnte; ich hätte vorhin vergessen, ihn noch etwas zu fragen.«

»Nun erklärte mir Frau R., das müsse ein Irrtum sein; ihr Mann sei seit mehr als einem Jahr tot. Ich glaube nicht richtig zu hören. Aber, sagte ich zu ihr, ich hätte doch vorhin mit ihm gesprochen. Das sei kaum möglich, antwortete sie, außer ihr sei niemand in der Wohnung und außerdem komme sie gerade vom Einkaufen. Das Telefon habe, seit sie zuhause sei, bis jetzt noch nicht geläutet. Die Veloangelegenheit sei ihres Mannes ›liebstes Kind‹ gewesen.«

 

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