Flugverkehr (145): Dr. de Souzas Töchterchen

Die Zeitschrift für Parapsychologie  aus Leipzig brachte in ihrem 8. Heft des Jahres 1927, im August-Heft also, einen Bericht von Séancen mit dem berühmten brasilianischen Medium Carlos Mirabelli. Eine gefiel mir besonders gut und soll bei manipogo erscheinen

Carlos Mirabelli wurde als Sohn italienischer Eltern am 2. Januar 1889 im Staat Sao Paolo geboren. Er starb am 30. April 1951 in der Hauptstadt. Im folgenden der Bericht der Leipziger Zeitschrift auf den Seiten 457/58, digitalisiert durch die Universität Freiburg.

Sitzung im Laboratorium der Studienkommission in Santos unter dem Vorsitz der Herren Dr. Estanislau de Camargo, Alberto Riveira und J. F. Schmidt. Anwesend zahlreiche angesehene Persönlichkeiten. Zeit: 9 Uhr vormittags.

Der Versuchsraum ist 10 mal 11 Meter groß, liegt im Erdgeschoß, mehrere Straßenfenster, welche durch solide eiserne Riegel abgeschlossen sind. Der Fußboden besteht aus schmalen Brettern, welche, eins ums andere, daraufhin nachgesehen wurden, ob sie nicht für Tricks vorbereitet seien. Es wurde alles in Ordnung befunden und festgestellt, dass man nur dann ins Zimmer dringen könnte, wenn man die dicken Mauern oder die in den Stein gelassenen Türen einrennen würde.

Mirabelli sitzt auf einem Stuhl; erblasst tief. Seine Augen sind herausgetrieben; er windet sich, als ob ihn jemand an der Gurgel drosselte. Bald tritt Tieftrance ein. Lethargie wechselt mit starken klonischen Zuckungen, Temperatur 36,2. Unregelmäßiger Puls bis 128, absolute Unempfindlichkeit der Epidermis. Der Zustand des Mediums ist bedenklich. Starker Schweißausbruch. Offensichtlich werden an die Kräfte des Mediums die höchsten Ansprüche gestellt und es scheint alle vitalen Energien einzusetzen, um die Krise zu überwinden, deren Ursache wir nicht kennen. Plötzlich hört man von einem Tisch des Saales her drei Schläge und eine kindliche Stimme ruft »Papa!«

Dr. Ganymed de Souza, einer der Anwesenden, erklärt tief ergriffen, er erkenne die Stimme seines Töchterchens, welches in der Bundeshauptstadt einer Grippeepidemie zum Opfer gefallen war. Während alle in höchster Spannung warteten, erblickte man endlich an der Seite des Mediums die Gestalt eines Mädchens. Der Vater, kaum mehr seiner Sinne mächtig, tritt aus dem Zirkel, ruft seine Tochter an, geht zu ihr hin und schließt sie in die Arme. Unter Schluchzen versichert Dr. de Souza immer wieder, dass er seine Tochter umarme und dass das Kleid, welches die Erscheinung trage, dasjenige sei, mit dem man sein Kind ins Grab gelegt hätte. Nur durch ihre Leichenfarbe unterscheide es sich vom Leben.

Während des Vorgangs lag Mirabelli wie in Agonie, zusammengekauert, wachsfarben, mit vollkommener Muskelerschlaffung, schwacher und pfeifender Respiration, Puls kaum zu fühlen.

Colonel Octavio Viana erhob sich, um sich ebenfalls von der Realität der Erscheinung zu überzeugen. Auch er nahm die Kleine in die Arme, fühlte ihr den Puls, schaute in ihre tiefen, unergründlichen Augen, stellte Fragen an sie, die sie mit monotoner, trauriger Stimme, aber sinnvoll beantwortete. Viana bestätigte gleichfalls die Echtheit der Erscheinung. Dr. de Souza frischte Kindheitserinnerungen seiner Tochter auf und erhielt verständnisvolle Antworten. Die Erscheinung wurde photographiert. (…)

dreams6Nach der photographischen Aufnahme begann das Phantom im Raume zu schweben, erhob sich in die Luft und tummelte sich wie ein Fisch in seinem Element. Die Teilnehmer waren aufgestanden und gingen hinter der Erscheinung her, welche mit der Hand leicht erreichbar war. Das Medium machte zu den Schwimmbewegungen des Phantoms synchrone Bewegungen mit den Unterarmen, wie in einem nervösen Tremor. Nachdem das Mädchen noch einige Sekunden schwebend in der Luft gesehen worden war, verschwand es plötzlich. Es hatte sich 36 Minuten bei Tageslicht unter einwandfreien Bedingungen einer Versammlung gebildeter Männer gezeigt, welche nicht anstehen, zu erklären, dass sie den Eindruck wie von einem ausgebildeten, menschlichen Wesen erhalten haben.

Dr. Ganymed de Souza verlor sein Kind zum zweitenmal ― so tief hatte das Erlebnis ihn berührt.

Mirabelli kam unter der Kontrolle der Anwesenden zu sich. Das Protokoll unterzeichneten: Dr. Ganymed de Souza; Dr. Alberto Ribeiro; Dr. Paolo Lisboa, Rechtsanwalt; Dr. Horacio de Oliveira Bastos; Dr. Bernardo de Albuquerque; Dr. Ataliba de Oliveira Aranka; Dr. Odassio Sampaio; Dr. Altino Fernando; Dr. Stanislau de Camargo; Dr. Adelmar.

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