Reines Licht

Zur Erbauung mal wieder ein Stück aus dem Dhammapada, einer Sammlung angeblicher Predigten von Buddha. Auch da wird (wie bei den Christen) etwas penetrant gegen Besitzgier und das Verlangen gepredigt, aber Hoffnung gibt es immer: In Reines Licht wird uns das ewige Nirwana schon in diesem Leben in Aussicht gestellt. 

Gute Menschen sehen keinen Gegenstand als ihren persönlichen Besitz an. Heilige Menschen haben keinen Wunsch nach irgendeinem Gegenstand. Gute und heilige Menschen sind über Vergnügen und Schmerz hinaus. Ihr Gleichmut kann durch nichts beeinträchtigt werden.

Arbeite dich nicht ab für Kinder, für Macht, für Wohlstand. Erfolge bei weltlichem Tun seien dir gleichgültig. Strebe nur nach Tugend, Aufrichtigkeit und Weisheit.

Die Zeit ist wie ein Fluss, und die meisten Menschen laufen nur zum Ufer hin. Um Nirwana zu erreichen, musst du den Fluss überqueren und die andere Seite erreichen.

Diejenigen, die wissend sind und dem Weg folgen, werden den Fluss der Zeit überqueren; und damit werden sie das Reich des Todes verlassen und die Ewigkeit gewinnen.

Verlasse den Pfad des Todes und folge dem Pfad des Lebens. Vergiss die Anhaftungen an Dinge und Orte, genieße stattdessen lieber die Freiheit des Losgelöstseins. Klammere dich nicht an dumme Freunde, freu dich stattdessen an deiner Einsamkeit. Reiße dich los vom Besitztum und vom Verlangen — und von allem, was deinen Geist verdunkeln könnte. 

Gebundensein an Dinge und Orte ist spirituelle Sklaverei und führt in die Dunkelheit. Gib alle Anhaftungen auf und genieße das reine Licht der spirituellen Freiheit. Sogar in diesem Leben der Sterblichen kannst du das ewige Nirwana erlangen.

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0088_DDazu muss man noch etwas sagen: Das Bild von der Zeit als Fluss ist allgemeingültig. Die alten Griechen glaubten, dass der Fährmann Charon die Toten über den Acheron, der auch Styx genannt wurde, hinüberruderte in den Hades, wo tatsächlich eine Art Ewigkeit auf sie wartete (Hades, das Reich der Schatten, war jedoch vielleicht nur eine Zwischenstufe).

Doch Buddha wusste sicher nichts von griechischen Sagen. Seltsam ist dabei, dass Charon in der Literatur das erste Mal spät auftaucht, bei Pausanias (115-180). Für die Buddhisten gab es natürlich kein Paradies, nur das Nirwana, nachdem man vom »Rad der Wiedergeburt« befreit war. Einmal hatte ich über den Fährmann geschrieben und Siddharta erwähnt; und auch über den Fluss im allgemeinen. Den Charon habe ich nun nachgereicht.

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