Die Kunst des Krieges

Ein interessantes Fundstück der vergangenen Wochen war das Taschenbuch Die Kunst des Krieges von Sunzi. Über den Krieg liest man ja nicht gern, und wenn er als Kunst betrachtet wird, will man sich empören; doch das dünne Buch ist 2500 Jahre alt und ht vielen Generälen als Leitfaden gedient; und der Krieg in der Ukraine ist ja immer noch nicht zu Ende. 

吴司马孙武Der US-Autor James Clavell (1921-1994), bekannt geworden durch seinen Roman Shogun, schrieb die Einführung. Auf Englisch heißt das Buch The Art of War und der Autor Sun Tzu. Er soll von 544 bis 496 vor Christus gelebt haben, war also ein Zeitgenosse von Konfuzius. Sein Buch entstand angeblich im Jahr 512. Einige Gelehrte behaupten, das Buch sei eine Zusammenstellung von verschiedenen Autoren oder stamme von Sun Bin, der angeblich Sun Tzus Nachfolger war. Wie auch immer, bis auf den heutigen Tag wird das Buch studiert, ob von Militärs oder gierigen Geschäftsleuten. Napoleon soll sich der Erkenntnisse des Buches bedient haben.

Nicht verschwiegen werden soll eine Episode, die ihm zugeschrieben wurde. Der König hatte von seinen Thesen gehört und wollte ihn erproben. Er ließ 180 Konkubinen antreten und unter Sun Tzus Befehl paradieren. Doch die Mädels parierten nicht, sie amüsierten sich. Da befahl der Kommandeur, die beiden Mädchen vorn — des Königs Lieblings-Nebenfrauen — zu enthaupten. Der König widersetzte sich; der Kommandeur aber blieb hart. Die Mädchen mussten sterben, doch dann gelangen die Manöver.

In dem Buch wird auch von einem erzählt, der mutig ins Lager des Feindes eindrang und zwei Anführer kidnappte. Auch er wurde hingerichtet: Schließlich hatte er ohne Befehl gehandelt. Disziplin ging Sun Tzu über alles. Er wendet sich in seiner Schrift an den »erleuchteten« General, und Gedanken aus indischen Weisheitslehren sind vorhanden, die ja auch Taoismus und Buddhismus beeinflussten. Zum Krieg fällt einem noch der japanische Samurai ein, über den es ein Werk von Hagakure vom Anfang des 18. Jahrhunderts gibt. Es wär eigentlich logisch, Yukio Mishimas Thesen zum Samurai anzuschließen; übermorgen.

— In meinem etwas zerlesenen Taschenbuch hat einer der Leser (oder eine Leserin) Sätze unterstrichen, und das passt. Ich schreibe also ein paar Aussagen einfach ab.

Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen.

Die höchste Form der militärischen Führerschaft ist, die Pläne des Feindes zu durchkreuzen.

Der General ist das Bollwerk des Staates: Wenn das Bollwerk überall fest ist, bleibt der Staat stark.

Menschlichkeit und Gerechtigkeit sind die Prinzipien, nach denen ein Staat geführt wird, doch nicht die Armee; Opportunismus und Flexibilität dagegen sind militärische und keine zivilen Tugenden.

Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten.

… die Gelegenheit, den Feind zu schlagen, gibt uns der Feind selbst.

Wahre Vortrefflichkeit ist es, insgeheim zu planen, sich heimlich zu bewegen, dem Feind einen Strich durch die Rechnung zu machen und seine Pläne zu vereiteln, so dass zumindest der Tag ohne einen Tropfen vergossenen Blutes gewonnen wird.

Die alten Weisen nannten den einen klugen Kämpfer, der nicht nur siegt, sondern sich dadurch auszeichnet, dass er mit Leichtigkeit siegt.

Morgen mehr.

 

 

 

 

 

 

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