Katzen und Japan

Dort, wo ich mich über Neujahr aufhielt, gab es eine Katze. Sie war grau, erst acht Monate alt und hieß Elsa. Allerliebst. Ihr zuzusehen war schöner als fernsehen. Darauf komme ich, nachdem ich eine Bemerkung über Utagawa Kuniyoshi las, von dem wir gestern ein Bild mit Chiyo sahen. Cats_forming_the_caracters_for_catfish

Wikipedia schreibt über den Maler, der von 1798 bis 1861 lebte:

Zur humorvollen Seite Kuniyoshis gehören die zahlreichen Katzenbilder bzw. Bilder, auf denen Katzen nebenbei auftauchen.

Erwähnt (und gezeigt) wird das Bild Neko no ateji, das wir rechts sehen. Der Künstler bildet das Schriftzeichen für Katzenfisch (oder Wels) ab, indem er dafür Katzen verwendet. (Ds ist etwas schwer zu sehen.) Ich schaute mir viele der 96 Bilder Utagawas in der Library of Congress (Washington D. C.) an, vermochte aber keine nebenbei eingefügte Katze zu erkennen.

Die Katze, das ahnt man, passt gut zu Japan: statuarisch, rätselhaft, reglos. Sie passt auch gut zu Rom, der Ewigen Stadt, und sie passt auf den Friedhof. Viele herrenlose Katzen waren auf den römischen Friedhöfen.

Sehr schön hat Derek Walcott über seine beiden Katzen geschrieben, das bekommt ihr aber auf Deutsch, auch wenn der Rhythmus nicht recht stimmt:

Deine beiden Katzen, jede eine Sphinx, hocken mit soviel
wüstengleicher Gleichgültigkeit, mit einem
»Wer-zur-Hölle-bist-du?«-Ausdruck,
sie stehen auf und trollen sich, gehn weg von deiner Hand
und warten dennoch nur auf dich. Wollen in deinen Arm
und recken hoch den Bauch, damit du sie gleich bürstest,
wegmit den Zecken aus dem Fell, und ihre Augen in
Ekstase werden Schlitze. Die Januarsonne breitet ihren Balsam 
über den hochgewölbten Bauch der Erde, und die Schatten,
die immer schön zu ihren Formen passten,
passen ihnen wieder.

In der Library of Congress finden wir auch 28 Abbildungen zu Katzen und Japan. Wir greifen zwei von Ando Hiroshige heraus, der ein Zeitgenosse von Utagawa war: Er lebte von 1797 bis 1858 (Dank an die Library!).

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Cat (Ausschnitt)

 

Zum Schluss kann ich noch eine Geschichte vom Oktober 2013 ergänzen oder besser: korrigieren. Ich hatte eine Episode wiedergegeben, die Laurens Van der Post in einem Buch erzählte. Dieser Autor soll ja ziemlich kreativ mit seiner Lebensgeschichte umgegangen sein; das bedeutet, er hat einiges dazuerfunden oder umgestaltet. Die Katzen-Episode hat er irgendwo gehört und schnell verwurstet. Wir sollten zuerst Die Katze und der Maler lesen und dann, wie Suzuku Daisetz Taitaro sie erzählt.

Es geht um das berühmte Nirwana-Bild von Cho-Densu (1352-1431), das im Kloster Tofukuji in Kyoto hängt. Die Legende dazu geht so:

Als Cho-Densu an dieser großen Aufgabe arbeitete, pflegte ein Kätzlein ihn aufzusuchen und zu seinen Füßen das Fortscheiten des Gemäldes zu beobachten. Der Meister, dem es gerade an mineralischem Ultramarin fehlte, sagte im Scherz zu ihm: »Wenn du imstande bist, mir die Farbe, die ich brauche, zu bringen, so male ich dein Bild in das Nirwana.« (…) Und, wunderlich genug, am folgenden Morgen brachte ihm das Kätzlein den gesuchten Farbstoff und führte ihn überdies an die Stelle, wo er im Überfluss zu finden war. 

Der Künstler freute sich über die Maßen, und um sein Wort zu halten, malte er das Kätzlein in sein Nirwana-Bild, das dafür in Japan ein besonderes Ansehen gewann.

 

 

 

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