Beseelte Dinge (2)

Das orange Heft meiner Römer Giulio Caratelli und Maria Luisa Felici ist wieder eingetroffen! Im zwölften Jahr geben sie es heraus, es ist die Nummer vom Juni 2022, und der erste Artikel beschäftigt sich mit Psychometrie. Das hat manipogo meines Wissens noch nie behandelt; jemand befühlt einen Gegenstand und sagt etwas zu dessen Geschichte. 

Pagenstecher retrato_0Zur Geschichte der Psychometrie haben die beiden eine gründliche Literaturliste beigelegt. Über das Thema geschrieben haben Eugène Osty (1874-1938) und Gustav Pagenstecher (1855-1942, rechts im Bild). Letzterer war deutscher Herkunft, aber geboren auf Haiti. 1879 wurde er in Deutschland Arzt und lebte danach in Mexiko. Pagenstecher entdeckte das Medium Maria Reyes de Zeriold und veranstaltete mit ihr über 100 psychometrische Sitzungen. Sie bekam ein Objekt gereicht und hielt es zwischen ihren Fingern. In einem Beitrag heißt es:

Die Gegenstände waren Juwelen, hölzerne Stücke, alte Steine, Fragmente von Meteoriten, archäologische Überreste versunkener Kulturen, Botschaften auf Papier und Kleidungsstücke. In jedem Fall beschrieb Frau Reyes die Gegend, woher das Ding stammte und erzählte historische Ereignisse, die alle mit dem Gegenstand zu tun hatten und später bestätigt wurden. 

20180926_110042Gustav Pagenstecher versuchte, diese Art außersinnlicher Wahrnehmung durch die Schwingungen zu erklären, die irdische Gegenstände speichern und die noch Jahrhunderte später von Sensitiven erspürt werden könnten. Das Objekt fungiere als »Stimmgabel«, die im menschlichen Gehirn Schwingungen auslöse, die einem gewissen Ereignis in der Vergangenheit entsprechen. Bilder entstehen und stammen aus dem »kosmischen Gehirn«, in dem die Erinnerung an Ereignisse abgelegt sind.

Ein bekanntes Medium half durch sein Erspüren an Steinen Archäologen, die untergegangene Städte suchten. Ich las vor nicht allzu langer Zeit darüber, doch nun fällt mir der Name nicht mehr ein.

Giulio und Maria Luisa erwähnen noch Joseph Rhodes Buchanan, der schon 1849 einen Artikel veröffentlichte, in dem er sich überzeugt davon zeigte, dass die Vergangenheit irgendwie in der Gegenwart »verborgen« sei. Die Gegenstände sind vielleicht imprägniert von ihrer früheren Zustandsart. Das würde bedeuten, dass die Orte von Schlachten noch einen Hauch des früheren Horrors in sich bewahren.

Ihr Experiment, um das sich der Artikel meiner römischen Parapsychologen dreht, ist schon 15 Jahre her. Sie luden Frau M. A. F. ein, weil sie sich sehr interessiert an allen Aspekten des Übersinnlichen zeigte, auch wenn sie nicht als Medium bekannt war und gar nicht glaubte, über außergewöhnliche Fähigkeiten zu verfügen. Begleitet wurde sie von ihrer Tochter.

Man beschloss, mit ihr ein psychometrisches Experiment zu veranstalten. Im Kühlschrank meiner Freunde hatte unbeachtet vier Jahre lang ein Diapositiv gelegen, auf dem nichts zu sehen war; es war einfach vergessen worden. Am Tag zuvor holte man es heraus und präsentierte es der Besucherin, die meinte, sie wolle es einmal probieren, man wisse ja nie … Sie ergriff das Dia und ging fünf Minuten in sich, während die anderen Anwesenden schwiegen.

Dann füllte die Frau den Fragebogen aus, und zur Frage nach dem Ambiente und dem geografischen Ort schrieb sie:

057Das Gefühl von Kälte (wie im Hochgebirge) und Schwierigkeiten beim Atmen.  

Sie hatte da wohl etwas aufgefangen, und die Autoren erkennen das an, ohne ihren Zweifel, der ernsthaften Parapsychologen eigen ist, zu verschweigen. War es ein echter psychometrischer Eindruck? Die beiden, vielleicht in übertriebener Vorsicht, fragen am Schluss: vielleicht (chissà)?

 

 

 

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