Russlands Krieg in Syrien

Ein Jahr nach dem russischen Überfall auf die Ukraine muss daran erinnert werden, dass Putin auch nach Syrien Soldaten und Flugzeuge schickt. Seit 2015 unterstützt Russland Diktator Bashir al-Assad, damit dieser seine Bevölkerung unterdrücken kann. In Syrien ist ein Stellvertreterkrieg im Gang: Russland, die Türkei, der Iran und die USA helfen mit Geld und Militär, um primär ihre eigenen Ziele durchzusetzen.

Im Jahr 2011 sprang der Funke der bürgerlichen Rebellion im Nahen Osten auch auf Syrien über. Das Volk wandte sich gegen Korruption und forderte mehr Freiheiten. Assad, seit dem 17. Juli 2000 und in der Nachfolge seines Vaters im Amt, schlug hart zurück. Seitdem ist fast eine halbe Million Syrer gewaltsam gestorben, 5,5 Millionen verließen das Land, und weitere Millionen sind Binnenflüchtlinge, verließen also ihre Heimat und zogen woanders hin. Die Wirtschaft ist am Boden, die Menschen sind zermürbt. Der Krieg tobt im Nordwesten des Landes, während Bashir al-Assad zwei Drittel des Landes beherrscht. Die Lage ist unübersichtlich. Unten eine zerstörte Stadt in Syrien.

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Ich habe mir den Beitrag von Carsten Wieland für die Bundeszentrale für politische Bildung (Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 3.0 DE) durchgelesen, um ein Gesamtbild zu bekommen. Er wurde im Juni 2020 verfasst. Russland steht ja in freundschaftlichen Beziehungen zu Ägypten, und Syrien ist ebenfalls ein wichtiger Faktor in Putins Kalkül. Er will im östlichen Mittelmeer und im Nahen Osten präsent sein, um Russlands Anspruch als Großmacht zu unterstreichen. Da heißt es:

Russland sprang dem Diktator im Herbst 2015 zur Seite, vor allem mit Luftunterstützung, Militärpolizei und Beratern. Russland und der Iran liefern sich seitdem einen Wettbewerb um den größten Einfluss auf Syriens Politik und Wirtschaft. Auch geopolitisch ist Syrien für beide Staaten interessant. Für Russland steht die Präsenz im östlichen Mittelmeer und für den Iran die Funktion Syriens als Teil des »schiitischen Halbmonds« im Vordergrund. Der Iran ist inzwischen über Syrien und den Libanon bis an die Grenzen Israels vorgerückt.

Russische Panzer 2018 in Syrien

Russische Panzer 2018 in Syrien

Luftunterstützung heißt: Bombenflugzeuge. Sie griffen im Herbst 2019 im Norden ein, und Hundertttausende wurden vertrieben. Auch China stimmt bei der Vereinten Nationen immer für Assad, um ihn an der Macht zu halten. Auch China geht es vermutlich darum, im Nahen Osten dabei zu sein.

Die Türkei unterstützt eine syrische Übergangsregierung und lässt auch radikale Islamisten gewähren: Erdogan will eigentlich nur, dass kein Kurdenstaat entsteht. Denn es gibt Millionen Kurden in Syrien. Der Iran (Persien) möchte wie erwähnt den Einfluss der Schiiten in Syrien verstärken. Der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten schwelt seit Jahrhunderten. Da geht es um die Nachfolge des Propheten Mohammed, und irgendwie erinnert es an den Gegensatz zwischen Katholizismus und Protestantismus, der den 30-jährigen Krieg (1618-1648) prägte.

Die USA wollen eigentlich nur die radikalen Islamisten ausschalten. Diese haben einige Gegenden infiltriert, und unbekannte Milizen sind in diesem ganzen Chaos auch tätig, gewaltsam tätig, und sie verdienen am Krieg, so dass man an Uganda oder den Kongo denken muss, in dem die reine Anarchie herrscht oder das Recht der Waffe. Zu all den Beteiligten kommt noch die libanesische Hisbollah. Wer kennt sich da noch aus?

Die UNO hat bislang schon den vierten Chefunterhändler eingesetzt, der genauso machtlos ist wie die bisherigen drei. Die syrischen Städte sind weitgehend zerstört und müssen wieder aufgebaut werden. Doch muss es einen Machtwechsel geben, sonst landen die Gelder beim Regime. Erst kürzlich hat die deutsche Außenministerin abgelehnt, Bashir al-Assad die Hilfsgelder verwalten zu lassen.

 

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