Agamben und die gute Nachricht

Der 1942 geborene italienische Philosoph Giorgio Agamben genießt internationale Anerkennung. Auf der Seite Quodlibet spricht er mit philosophischer Autorität brennende Zeitfragen an, was ihm viel Gegnerschaft eintrug. Dann aber bekam er eine gute Nachrucht

Ich habe  in dem Beitrag Die Schlange und der Mensch eine wichtige Zahl vergessen, bewegt durch meine Aversion gegen zu viele Automobile. Laut einer Statistik von 2019 sterben jedes Jahr weltweit fast 5 Millionen Menschen an der Luftverschmutzung. Wie beim Automobil stehen China (1,8 Millionen) und Indien (1,7) obenan. Man könnte also sagen, dass durch das Automobil, die verschmutzte Luft und Kriege in einem Jahr so viele Menschen sterben wie in drei Jahren durch Corona.

Das sei nicht gesagt, um die Corona-Opfer gering zu schätzen, sondern um zu zeigen, dass man die Lebensbedingungen verändern könnte, um Menschen weniger leiden zu machen. Doch alles läuft so dahin, weil der Wille fehlt, für den Mitmenschen einzutreten.

Anscheinend gehörte Agamben in Italien zu denen, die Widerstand leisteten. Dafür schlug ihm auch heftiger Widerstand entgegen, den er akzeptierte. Am 12. September 2022 hatte er eine gute Nachricht zu bieten:

Eine gute Nachricht

In der düsteren Situation, in der wir uns befinden, gibt es manchmal gute Nachrichten. Eine von diesen ist für mich die Entscheidung der sogenannten Mainstream-Presse, meine Bücher nicht mehr zu rezensieren und in keiner Weise meinen Namen zu erwähnen. Würde mein Name auf jenen Seiten auftauchen, die in den vergangenen zwei Jahren ihre Unterwürfigkeit bewiesen haben, wäre das für mich Anlass zur Besorgnis, und ich kann den Journalisten für ihre Entscheidung nur dankbar sein. Das Verhalten der Medien in diesen zwei Jahren bleibt in der Tat eine der dunkelsten Seiten in der Geschichte unseres Landes. Wenn Historiker eines Tages darüber recherchieren werden, was geschehen war, werden die Medien in vorderster Front als Helfershelfer politischer Verbrechen stehen … Dann wird die Veranwortlichkeit der Journalisten zur Sprache kommen, ohne dass es eine Entschuldigung dafür gäbe, wie es während der 20 Jahre des Faschismus war — sie wussten und gehorchten ihren Verlegern, ohne Probleme zu verursachen. Warum haben sie geschwiegen? Warum haben sie gehorcht? 

Da Giorgio Agamben den Faschismus erwähnt … Man kennt ja diesen Spruch über die dunkle Zeit in Deutschland: »So etwas darf sich nie mehr wiederholen.« Sind wir sicher, dass wir uns da sicher sein können? Halten wir uns die vergangenen 3 Jahre vor Augen … und besonders die Servilität der Massenmedien. Ach, wie bei meiner Journalistenausbildung der »investigative Journalismus« in den Himmel gehoben wurde! Und von 1000 hat vielleicht einer die Daten untersucht und Zweifel angemeldet.

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