Neugeborene

Die Ägypter 5000 Jahre vor uns waren ein sinnenfrohes Volk, das aber gleichzeitig und gleichmütig mit dem Tod lebte. Für sie war das kein Widerspruch, und die Analogie Tod/Geburt muss einmal deutlich herausgearbeitet werden. Der Geburtsvorgang ähnelt dem Eintritt des Todes, und wenn der Säugling das Licht erblickt, so erlebt der Gestorbene in einem neuen Körper dasselbe. 

Grégoire Kolpaktchy schreibt in seiner lesenswerten Einführung zum Ägyptischen Totenbuch, das er selber übersetzt hat:

cam11Die Ägypter waren der Überzeugung, dass ein Mensch, wenn er auf Erden geboren wurde, für die geistige Welt starb: seine übermenschlichen Fähigkeiten erlitten eine Verdunkelung. Der irdische Tod war im Gegenteil eine neue »Geburt« oder Wiedergeburt im Geiste, eine Verlängerung des tieferen Ich. Der Verstorbene wurde zu einem »neugeborenen Kinde«.

In Kapitel XII, kurz bevor der Verstorbene »wie ein Falke« in den »unermesslichen Himmel« eindringt, sagt er zum Sonnengott Ra:

Sieh, durch die Erde erzwungen hab ich die Bahn!
Könnt ich doch wie ein Kind
Wieder erstehn zum Leben im Jenseits.

Im Kapitel XLII soll der gestorbene Mensch zum göttlichen Wesen sprechen:

Gewaltiger Gott, der du gebietest dem Durst,
Schaue mich an, der ich eben geboren!
Eben geboren! Eben geboren!

Wir haben unsere Testpiloten, wir wissen mehr (und doch nicht mehr). Da ist zunächst der Tunnel, durch den viele schnell hindurchglitten, ohne Angst zu haben. Aber in den bislang 30 Folgen der Testpiloten auf manipogo erwähnen nur 5 oder 6 den Tunnel; andere waren plötzlich in wohltuender Dunkelheit oder in einem leeren weißen Raum. Doch der Tunnel ist ein wichtiges Element der Todeserfahrung. Er trennt (oder verbindet) die menschliche mit der geistigen Erfahrung, er ist der Raum einer Passage, eines Phasenübergangs.

CIMG0604Viele Autoren haben uns erklärt, wir sollten uns einmal die Situation des Kindes kurz vor der Geburt vergegenwärtigen. Es sitzt im Dunkeln, fühlt sich bedrängt und windet sich, um sich zu befreien; dann zerrt jemand an ihm, und durch den dunklen Geburtskanal wird es ins Freie gezogen, ist halb besinnungslos, erhält einen Schlag, fängt an zu schreien und zugleich zu atmen — und liegt plötzlich im blendenden Licht. Die Nabelschnur wird zertrennt und verknotet.

Ist diese Analogie nicht unglaublich, dass der Verstorbene nach seiner Angst und Bedrängnis beim Todesvorgang durch jenen Tunnel gleitet und vom Licht umarmt wird! Manche — eine winzige Minderheit — können oder müssen wieder zurück (und haben uns berichten dürfen), doch bei den meisten war der Tod unwiderruflich eingetreten, die Silberschnur — sie verbindet bekanntlich den physischen Körper mit dem Astralkörper — durchtrennt worden … wie die Nabelschnur. Die neue Geburt ist vollzogen.

Während der Säugling sich allmählich akklimatisiert und heranwächst, erlebt sich der Gestorbene in seiner Reife und erkennt sich wieder. Im Kapitel CLXXVIII sagt er:

Wahrlich, deine Form nach dem Tode
Ist derjenigen gleich, die du hattest auf Erden;
Ewig ist deine Jugend!

Auch das wurde uns in den vergangenen 150 Jahren durch Hunderte Berichte aus dem Jenseits mitgeteilt: Dass die Abgeschiedenen, wenn sie einmal ihren Geist vervollkommnet haben, aussehen wir in der Blüte ihrer Jugend, zwischen 25 und 30 Jahren. Die Ägypter mögen das durch Träume oder Visionen erfahren haben, doch erstaunlich ist es schon, dass sie vor 4500 Jahren der Wahrheit, wie wir sie heute kennen, ziemlich nahegekommen sind. Ihr Einfluss auf andere Weltreligionen ist nicht zu unterschätzen.

 

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