Psi-Experimente (III): Ganzfeld und Freiburg

Machen wir weiter mit den Laborversuchen der Parapsychologen, deren Einfallsreichtum man bewundern muss. Daran mangelt es nicht, jedoch meist am Geld, weshalb viele vielversprechende Ansätze wieder einschliefen. Ich bewundere diese Leute, die mit geringen Mitteln viel erreichten.  

Und die nächste Generation stand schon in den Startlöchern. 1979 machte Charles Honorton in der Nähe von Princeton seinen ersten »Ganzfeld«-Versuch. Das heißt auch in der angloamerikanischen Welt so auf deutsch, weil die Person, die die Eindrücke empfängt, völlig abgeschirmt ist von der Außenwelt. Sie sitzt in einem hermetisch abgeschlossenen Raum, während eine andere sich auf ein Bild oder einen Videoclip konzentriert. Ein wichtiges Element dabei war die »Sensory Deprivation«, der Ausschluss von Sinnesreizen. Die Empfänger trugen Hälften von Tischtennisbällen über den Augen und hörten sanfte Musik. Man hatte von den Pionieren gelernt, denn man wusste, dass Psi-Signale fein sind und oft im Rauschen und Lärm untergehen. 

Diese Versuche waren genauestens geplant und führten wiederum zu verlockenden Ergebnissen. Honorton musste zwar sein Labor 1989 schließen (leider starb er schon 1992, 46 Jahre alt), doch gute Arbeit war getan worden. 1993 herrschte in der Parapsychologie geradezu Aufregung: In einer berühmten Psychologie-Zeitschrift wurde der Grundsatzartikel »Does Psi Exist?« veröffentlicht, dessen Untertitel lautete: »Replizierbarer Beweis für einen anomalen Prozess des Informationstransfers.«  

Ein replizierbarer Beweis ist, was alle Parapsychologen immer wollten: Dass andere im Labor diese Forschungen mit ähnlichen Ergebnissen wiederholen könnten. Der »anomale Prozess« ist unser Psi. Honorton kam bei der Untersuchung von 28 Versuchen mittels einer Meta-Analyse zu dem Schluss, die angehäuften Resultate könnten auf keinen Fall dem Zufall zugeschrieben werden.  Man stand offenbar vor dem Durchbruch.

Indessen unterliegt die Labor-Parapsychologie demselben Mechanismus wie die Spontanphänomene: Wie man hier den Zeugen glauben muss, muss man dort den Zahlen vertrauen. Noch mehr gute Zahlen ist gut, doch was der Mensch will, ist Evidenz: Dass etwas klar auf der Hand liegt.     

Freiburger Forschungen

Während Joseph Banks Rhine und die Maimonides-Traumtänzer aktiv waren, blieb Freiburg im Breisgau nicht untätig. Der Mediziner und Psychologe Hans Bender (1907−1991) hatte 1950 sein Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene  in einer kleinen Villa auf einem Berg im Stadtteil Herdern gegründet. Mit einem kleinen Team erforschte Bender viele Spielarten des Paranormalen. 1000 Spontanberichte aus der sogenannten Sannwald-Sammlung wurden analysiert, was »Erfassung kasuistischen Materials« heißt. 

Bender untersuchte 1965 das Blutwunder des heiligen Januarius in Neapel, widmete sich Weltuntergangsprophezeiungen, erforschte 1968 den berühmten Rosenheimer Spukfall (und später den um den »Chopper«). Mit dem niederländischen Sensitiven Gerard Croiset führte der Professor präkognitive »Platzexperimente« durch (der Versuch des »leeren Stuhls«, erfunden 1926 durch Eugène Osty): Croiset beschrieb, was für eine Person bei einer künftigen Veranstaltung auf einem bestimmten Platz sitzen würde, und er traf es fast immer. 

Hans Bender interessierte sich für die Tonbandstimmen aus dem Jenseits des Schweden Friedrich Jürgenson und des Letten Konstantin Raudive, der im Freiburg benachbarten Bad Krozingen lebte. 1974 bis 1976 wurde das Löffelbiegen durch Uri Geller und den Schweizer Silvio M. untersucht. Die Ergebnisse sind in Aufsätzen in der Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie niedergelegt, und nicht vergessen werden darf, dass in den Jahrzehnten in Freiburg die größte Sammlung für okkultes und parapsychologisches Schrifttum auf der Welt entstand, die nun etwa 55000 Bände umfasst und ein Sondersammelgebiet der Universitätsbibliothek Freiburg ist.

Heute hat das Institut Abteilungen für Kulturwissenschaftliche Forschung, Kultur- und Sozialforschung, Psychophysik und Theorie und Datenanalyse, ferner eine große Beratungsstelle für Menschen, die außergewöhnliche Erfahrungen melden.  Es ist aber nicht mehr in der alten Villa angesiedelt, die vor einigen Jahren abgerissen wurde, sondern in Räumen in der Wilhelmstraße 3a, in Bahnhofsnähe.   

 

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