Fellinis Rimini

Von Misano konnte ich mit dem Rad schnell am Meer entlang durch Riccione nach Rimini fahren, das im Mai ziemlich verwaist wirkt. Aber Rimini ist nicht nur die Stadt der Bettenburgen und Liegestühle, sondern vor allem die Stadt des großen Filmregisseurs Federico Fellini (1920–1993), dessen Todestag sich am 31. Oktober zum 20. Mal jährt, weshalb die Stadt mit einem »Fellinianno« (Fellini-Jahr) seiner gedenkt.

Aber, wie das halt ist in Italien, das Fellini-Museum ist wegen Umbauten geschlossen und die anderen Veranstaltungen längst vorbei. Begnügen wir uns also mit einem Blick auf das »Grand Hotel« der Stadt, sein Aufenthaltsort, wenn er in seine Heimatstadt zurückkam.

In Rom hat Federico seine grössten Erfolge erzielt. Da drehte er 1961 den unvergesslichen Film Dolce vita mit seinem bevorzugten Akteur, Marcello Mastroianni. Zwischen beiden herrschte eine Freundschaft, laut Marcello geprägt von »gegenseitigem Misstrauen«. Einmal sollte Marcello, der 1923 geboren wurde und dann 1996 gestorben ist, ein Figur namens Mastrano spielen (der Film wurde dann nie gedreht), und der Schauspieler klagte: »Federí, ich spüre dein Vertrauen nicht! Erst wenn du mich überzeugen kannst, dass ich Mastrano bin, kann ich Mastrano sein!«

Seine beliebteste Schauspielerin war Giuletta Masina (1922–1994), die Fellini auch heiratete. Beide sind sie auf dem Friedhof Rimini bestattet, und ein riesenhaftes schauderhaftes Metall-Segel von Arnaldo Pomodoro überwölbt den Ort.  Rimini ist oft in Fellinis Filmen präsent, etwa als Kindheitserinnerungen in Amarcord (das heißt: Ich erinnere mich). Er bildete die Szenen aber meistens in Cinecittà in Rom nach und sagte auch: »Rimini ist für mich kein objektives Faktum, sondern eine Dimension meiner Erinnerung.«

Rimini ist natürlich das Meer, und einmal baute er es in Rom nach mit einer riesigen Plastikfläche, weil Fellini meinte, dass erst das Künstliche echt aussähe. Da gibt es auch den Film mit der grellen Prostituierten, die rote Kleider trägt, aber ich weiß nicht mehr, welcher es ist.

8 ½ ist berühmt geworden, Mamma Roma und Satyricon. Fünf Oscars hat Fellini bekommen. Seine Auswahl der Akteure war legendär, denn es mussten immer ganz schrille Typen sein. Mastroianni wollte sich einmal von Fellini das Drehbuch zeigen, aber da musste der Regisseur passen, so etwas hatte er nicht, nur Buch mit Zeichnungen. Es wurde improvisiert.

Manchmal fuhr Federico Fellini abends in Rom los, vermutlich mit dem Auto, und als er die 300 Kilometer hinter sich hatte, warf er Steinchen ans Fenster eines befreundeten Anwalt. Dann gingen sie die Nacht durch am Meer spazieren und erzählten sich die neuesten Geschichten, und wenn der Tag anbrach, fuhr »Federí« wieder zurück.

 

Ein Kommentar zu “Fellinis Rimini”

  1. Renate Frank

    Rimini – da fällt mir San Patrignano ein. Wenn dir langweilig ist, dann könntest du dort vorbei radeln. Ein tolles Weingut! Und sozial engagiert dazu. Dort wird Drogensüchtigen eine Rückkehr ins Leben ermöglicht… Die Weine sind genial!