Hinter den Schleiern: Jenseitsforschung (I)

Im Juni und Juli endet nun meine Berichterstattung über die Parapsychologie mit dem letzten Essay über die Jenseitsforschung. Erst Anfang 2008 habe ich begonnen, mich damit zu befassen, und jetzt lässt es mich nicht mehr los.  Ich glaube, dass die Verstorbenen in einem eigenen Reich leben, zu dem wir ganz selten Zugang bekommen.

Die zweite Séance des Yellow Cloud Circle for Eternal Illumination im Hameau Montacabirol bei Toulouse in Südfrankreich neigte sich ihrem Ende zu. Es war der 22. September 2009, und eine neue Stimme wurde laut. Sie sprach: »Hello. Mein Name ist Michael Joseph Jackson. Ich bin heute hierher gekommen … Das ist schwierig … sehr schwierig für mich. Ich bin zurückgekommen, um zu sagen, dass die Leute, die wegen meines Todes angeklagt wurden, keine Schuld trifft. Ich habe nicht Selbstmord begangen. Aber ich übernehme für meinen Tod die volle Verantwortung.« 

Das sei alles. Halt, das noch: »Und ich werde meine Arbeit von dieser Seite aus fortsetzen. Und ich hoffe, die Welt hört dieses Mal zu. Vielen Dank.« Michael Jackson war drei Monate zuvor gestorben, am 25. Juni 2009. Die Medien des Yellow Cloud Circle waren Tom Morris und Kevin Lawrenson, ihr Moderator auf der »anderen Seite« John Sloan (1869-1951), der Michael Jacksons Identität bestätigte. Mitgeteilt hat uns das in seinem Afterlife Newsletter vom 25. September 2009 der pensionierte australische Anwalt Victor Zammit, der mit seiner Frau Wendy an der Séance teilnahm.  

Jackson sollte keinen irdischen Körper mehr haben; ist das, was spricht, noch er? Konnte er wirklich seine ganze Persönlichkeit mitnehmen nach drüben? Das wüssten wir gerne, doch dazu wäre ein längeres Exklusiv-Interview nötig.    

Victor Zammit erzählt keine Märchen. Gewiss wäre es möglich, eine Jackson-Ansage zu produzieren – Betrug hat es immer wieder gegeben –, aber das nehmen wir nicht an. Eher liegt die Frage nahe: Wer bestätigt die Identität von John Sloane, der die Identität Michael Jacksons bestätigte? Hier liegen sogar Tonaufnahmen vor, und man müsste sie mit Aufnahmen des »echten« Sloan vergleichen. Noch viel Ungeheuerlicheres wird uns begegnen (»Fragwürdigstes« schrieb Thomas Mann, der 1921 und 1922 an Séancen in München teilnahm), und sogar hartgesottene Psi-Forscher waren oft verblüfft. Sir William Crookes, einer der ersten, der Medien auf den Prüfstand stellte, äußerte einmal fast resigniert: »Ich sage nicht, dass es möglich ist. Ich sage, dass es passiert ist.«  

Um wieviel mehr muss die Jenseitsforschung uns normale Menschen verblüffen. In der Parapsychologie ist sie fast verpönt. Der amerikanische Parapsychologe Arthur S. Berger nahm 1984 an einer Tagung mit 300 Fachleuten teil, von denen aber ganze  drei sich der Jenseitsforschung (Afterlife oder Survival research) widmeten.   

Das Schachspiel mit dem Jenseits  

Erzählen wir noch einen weiteren Fall, der in der amerikanischen Internet-Liste der »Survival Top 40« an der Spitze liegt. Dort geht es nicht um Hits, sondern um gute Fälle aus der Geschichte, die – nach Punkten klassifiziert – für ein Weiterleben sprechen. Protagonisten waren der russische Spitzenschachspieler Viktor Kortschnoi und der ungarische Großmeister Géza Maróczy (1870–1951). 1985 organisierte der Okkultist und Börsenmakler Wolfgang Eisenbeiß in St. Gallen eine Fernschachpartie zwischen beiden.

Zunächst erhielt das Medium Robert Rollans eine Liste mit verstorbenen Meistern, und ein Kontakt kam zu Maróczy zustande. Erst musste er sich Fragen stellen,  damit man sicher war, es mit ihm zu tun zu haben. Géza Maróczy – wir müssten ihn eigentlich in Anführungszeichen setzen; es ist ja nicht ganz er gewesen, sondern sein geistiger Anteil – diktierte dem Medium 38 Seiten mit Informationen zu seiner Person.  

Dann fing das Spiel an. Maróczy begann (Kommentator Miles Edward Allen von Survival Top 40 argwöhnte: Weil Geister immer weiß sind). Es ging langsam vorwärts, mit sechs Zügen pro Jahr. Erst nach sieben Jahren und acht Monaten sowie nach insgesamt 47 Zügen gab sich der Spieler im Jenseits  geschlagen. Die Notation (die das schachunkundige Medium erst erlernen musste) und weitere Informationen waren bei der Ausstellung „Goodbye & Hello“ im Museum für Kommunikation in Bern von Oktober 2008 bis Juli 2009 in Vitrinen zu sehen.  

Überzeugend ist an dem Fall, dass das Medium keine Ahnung von Schach hatte, Kortschnoi nie begegnete (er schickte die Züge per Post), dass kein Geld bezahlt wurde und vor allem, dass die 38 Seiten vorlagen. Der ungarische Großmeister Laszlo Sebestyén überprüfte die Statements, und 94 Prozent der Details stellten sich als richtig heraus.  Zudem spielte der ungarische Großmeister genial (wenngleich unglücklich), und sein Stil erinnerte an den Maróczy von früher (»altmodisch«, sagte Kortschnoi zwar, doch ob er gewinnen könne, sei nicht sicher). So hätte der Ungar fast 35 Jahre nach seinem Tod ein Indiz für das Überleben des Todes geliefert!  

Nicht alle Versuche, dies nachweisen zu wollen, sind wasserdicht, aber die Menge der Indizien über mehr als 100 Jahre  ist beachtlich. Sie sind in Büchern und Zeitschriften veröffentlicht, und in den vergangenen hundert Jahren hat es immer wieder kritische Männer und Frauen gegeben, die sich nicht mit Informationen von drüben zufrieden gaben, sondern sie überprüften. Und nicht wenige von ihnen taten dann in ihren Büchern kund, für sie sei das Leben nach dem Tod bewiesen. 

Teil II folgt 

 

 

 

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