Der Segen

Krishnamurti beschreibt das Leben im ländlichen Indien, das, etwas abgewandelt, auch das Leben im Markgräflerland sein könnte, 30 Jahre später. Ich radle zur Goldmine, dem Schreibwarenladen mit der Bäckerei, und die drei Frauen dort freuen sich, mich zu sehen, und ich strahle, weil ich sie sehe. Draußen an der Hauptstraße ist Marian, der Arbeiter vom  Bauhof, an den Blumen beschäftigt, und wir winken uns zu. Ist das nicht toll?

»Es war schönes Land, und der Tau lag noch auf den Feldern und auf den Blättern der ausladenden Bäume. … Hier und dort breiteten sich kleine, von Rauch umwölkte Dörfer aus, Vieh lief auf den Feldern, und Menschen holten Wasser aus Brunnen. … An jenem Morgen war der Himmel intensiv blau, die Bäume wie gewaschen und die Felder gut bewässert durch die kürzlichen Regenfälle, und die Leute waren an der Arbeit; aber nicht deshalb schien der Himmel sehr nahe bei der Erde zu sein. In der Luft hing das Gefühl von etwas Heiligem, auf das jedes Wesen reagierte. Die Eigenschaft des Segens war seltsam und heilsam.« 

»Du könntest ihn nie in den Kirchen, Tempeln oder Moscheen finden, denn sie sind von Menschen gemacht und deren Götter von ihnen selbst erzeugt. Aber da im offenen Land und in dem dahinratternden Zug, da war das unerschöpfliche Leben, ein Segen, der weder herbeigewünscht noch gegeben werden kann. Er war da, um entgegengenommen zu werden wie jene kleine gelbe Blume, die so nah an den Schienen emporblühte. Die Leute im Zug schwatzten und lachten oder lasen die Morgenzeitung, aber der Segen war unter ihnen und unter den zärlich wachsenden Dingen des frühen Frühjahrs. Hier war, gewaltig und einfach, die Liebe, die kein Buch enthüllen und der Geist nicht berühren kann. Hier an jenem wundersamen Morgen herrschte das wahre Leben des Lebens.«

Ein Kommentar zu “Der Segen”

  1. Renate Frank

    … was für ein schöner Eintrag … wie Balsam, bevor man sich in das tägliche Kabarett des Bürolebens stürzt …