Schweiz-Reisli

Vor einer Woche habe ich mich und mein Rennrad vom Zug nach Basel transportieren lassen und bin Richtung Sundgau gefahren. Heute ist ja der Schweizer Nationalfeiertag, darum dieser Beitrag. Die Schweizer Eidgenossenschaft begann im Jahr 1291. Sechs Jahre danach starb der persische Dichter Rumi, und zehn Jahre danach schrieb Dante seine Göttliche Komödie. Das ist mein poetisches Geschichtsbild.

Das Reisli ist eine Schweizer Verniedlichung. Ich erinnere mich noch an einen schrecklichen Skandal in der Schweiz, als Mitte der 1990-er Jahre einige Parlamentarier eine Reise unternahmen, die sie sich von öffentlichen Mitteln bezahlen ließen. Die Weltwoche und die NZZ schrieben empört darüber, und das war immer der Skandal über »das Spanien-Reisli«.  

Ich war nur in den Außenbezirken der Schweiz. Eigentlich hatte ich von Basel SBB (dem Schweizer Bahnhof) einen Zug nach Delémont nehmen wollen, aber an den Schaltern lief es schleppend, der 10.37 war nicht mehr zu kriegen, also fuhr ich mit dem Rennrad gleich hinaus, traf ein Emmentaler Radler-Paar, und gemeinsam fuhren wir Richtung Westen, durch ruhige Viertel und dann bald durch Weizenfelder und grünes Land. Auf der Straße nach Lucelle ist man entlang der Grenze unterwegs und kommt aus der Schweiz nach Frankreich, wieder in die Schweiz und wieder nach Frankreich … und wieder in die Schweiz.

Hier unten das Schweizerkreuz an der Grenze und ein Hinweis auf das August-Feuerwerk. (Die Zeitung 20 Minuten warnte später: »Schweiz strohtrocken. August-Fest ohne Feuerwerk?« Doch nach den Regenfällen vom 29. Juli gab der Kantonale Forstdienst Entwarnung: Feuer frei!) 

 

Ich konnte es nicht erwarten, mich wieder einmal auszutoben, und ich wusste, dass es da einen Höhenzug gab. Vor Lucelle konnte ich bei sengender Hitze ein anstrengendes Stück hochfahren und dann eine Seitenstraße nehmen. Wir sind im Sundgau, und da trifft man wie im Elsass in den Dörfern niemanden an. Ein Traum war Asuel, ein Bilderbuch-Dorf mit gleich vier blumengeschmückten Brunnen, wo der Quadratmeter Bauland 29 Euro kostet. Leider habe ich es nicht fotografiert.  

Wieder hoch hinauf und in Richtung Delémont. Nach rechts deutete ein Wegweiser ins Tal, da lag St. Ursanne, schöner Name, da wollte ich etwas essen und dann ganz bis Basel zurückfahren. Ich rauschte hinunter, Kilometer um Kilometer, bis mich ein komisches Gefühl beschlich: Über mir waren plötzlich jede Menge Wolken. Wo waren die hergekommen? Ich strich St. Ursanne, hielt an und fuhr wieder das hoch, was ich heruntergefahren war. Mit dem ersten wenigen Regentropfen erreichte ich Delémont. Flaggen der Kantone empfangen einen in der Innenstadt, Menschen gibt es kaum.

 

Ich fuhr gleich zum Bahnhof, und kaum hatte ich ihn betreten, rauschte ein gewaltiger Regenguss nieder.

 

Ich trank ein Bier und ass einen Hot-Dog, nahm dann den Zug nach Basel und einen nächsten in meine Gegend. Es regnete die ganze Zeit in Strömen, bis zehn Kilometer vor meinem Ort. Da stieg ich aus, alles war trocken, und der Rest war ein Kinderspiel.

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