Außer Kontrolle

Man hört immer öfter, dass Automobile in Fußgängergruppen rasen. Früher, so habe ich den Eindruck, gab es das nicht. Es sind so viele Maschinen unterwegs, gelenkt von Geisteskranken, Bekifften oder Betrunkenen, die auch in Städten das Gaspedal durchtreten. Oder kehren sich wie im Science-Fiction allmählich die Geräte gegen den Menschen?

Etwa am 1. August verlor ein Fahrer in Kalifornien am Meer die Kontrolle über sein Auto und verletzte elf Menschen. Er tötete auch eine 31-jährige Italienerin, die erst zwei Wochen vorher geheiratet hatte und sich auf der Hochzeitsreise befand. Am 8. fand die Trauerfeier in der Kirche statt, in der sie am 20. Juli getraut worden war, durch denselben Priester. Ein Paar aus Italien, seit 26. Juli verheiratet, verunglückte in Mexiko: Frontalunfall ihres Taxis, Mann tot. 

Ende Juli schoss ein psychischer Kranker Mann mit seinem Porsche mit 100 durch Piacenza und endete vor einem Waschsalon, wo zwei Kinder saßen. Eins starb. Eine Frau wurde von einem Motorbootfahrer getötet, der angeblich Kokain genommen hatte. Er reagierte nicht auf ihre Rufe. 

Einen Monat davor hatte ein junger Mann in Turin voll beschleunigt und, mit dem Wagen schleudernd, einen jungen Mann erwischt, der von einem Techno-Festival kam. Erst kürzlich stand ich in Müllheim an der Ecke des Eiscafés Paradiso, als ein junger Typ mit seinem schwarzen Sportwagen zeigte, wie man es macht , dass der Wagen ausbricht und wieder kontrolliert werden kann. Das ist oberblöd und kann auch einmal schief gehen.  

Illustration: Rolf Hannes

Dann gab es den bekifften jungen Marokkaner, der acht Rennradfahrer in Kalabrien umbrachte, etwa vor vier Jahren. Aber stimmt es nicht: Man hört immer mehr solcher Geschichten. Es ist nicht einmal Achtlosigkeit, sondern der reine Übermut, und dabei sterben Menschen, weil der Fahrer eben Zeugen will; er fährt so wild, damit die anderen sehen, wie wild und männlich er ist. Wild ist gar kein Ausdruck: Es ist die völlige Raserei.

Aber Unkonzentriertheit gibt es auch. Kürzlich hieß es, dass jedes Jahr in den USA 3000 Menschen sterben, weil sie im Auto eine SMS lasen oder eine solche verfassten. Wir müssen dem allen Einhalt gebieten.  

Führerschein erst ab 21, den Schein abgeben mit 80. Das wären kleine Maßnahmen, aber auch die schon sind nicht durchsetzbar. Wenigstens ist Marco Pierfranceschi in Rom mit mir einer Meinung: Er sagt auch, dass Autos gefährliche tonnenschwere Waffen sind.

Ein Kommentar zu “Außer Kontrolle”

  1. Renate Frank

    Also die Headlines in Bild kann man ja so oder so finden, aber die eine von gestern hatte was:
    „Jeder dritte Deutsche psychisch gestört“… wird wohl in anderen Ländern nicht besser sein…