Gordon Smith, Medium

Wir – meine Schwester und ich – waren also gestern Abend bei dem schottischen Medium Gordon Smith. Das muss man sofort danach schreiben; ich erinnere mich noch an die indignierte Bemerkung eines dpa-Inlandschefs über Journalisten, die »mit ihrer Geschichte zu Bett gehen«, und das war nicht erotisch gemeint.

Münchenstein liegt ein paar Kilometer südlich von Basel, direkt an der Trambahnlinie. Der Basler Psi-Verein hat das alte Hotel Hofmatt übernommen, und Lucius Werthmüller, den ich richtig gerne mag, hat auf der Bühne die Vorgeschichte erzählt. Am 2. September beginnt der Betrieb, und der »Erlebnisabend« mit Gordon Smith war die erste öffentliche Veranstaltung dort. (Meine Fotos sind geisterhaft geworden, und ich habe sie so gelassen, warum nicht.)

 

Das Hotel hat einen riesigen Saal mit schönem Spitzdach und Bühne, in dem sicher 400 Leute Platz finden. Ich war ja einmal, vor fünf Jahren, in Bern bei einem Abend mit der alten Gaye Muir, einem wunderbaren englischen Medium, und wir waren 30. Das war nett und familiär. Die Basler ziehen aber alles groß auf, und so waren bei dem Erlebnisabend 250 Zuhörer. Da hätte man, meine ich, nur 100 zulassen dürfen, allerhöchstens. Wie konnte der arme Schotte da die auftretenden Geister den Leuten zuordnen? Das war auch ein Problem.  

Gordon Smith ist ein unternehmender, quirliger Schotte, humorvoll und sympathisch. Er gab uns eine kleine Einführung, dann hatte er schon Kontakt und sagte: Zwei Väter melden sich. Einer für links, ungefähr da, einer für eine Dame in der zweiten Reihe, und dann wurde es gleich konkret: Er bekomme mathematische Gleichungen, ein Mann der Wissenschaft, wortkarg; und ein anderer Geist melde sich, zeige ihm ein Bild … 

Gordon Smith, nach der Veranstaltung

Er fragt dann immer die Ansprechpartnerin (es waren ja 80 Prozent Frauen, dafür waren die sich meldenden Verstorbenen zu 80 Prozent Männer), ob sie etwas damit anfangen könne. Leider sind die Schweizerinnen wortkarg, mehr als ein Ja kam selten, und so wusste man nicht immer, ob die Informationen zutreffend waren.  

Aber gleich das gesagt: Es war beeindruckend. Man glaubt gern, dass die Informationen aus der Geistigen Welt, also tatsächlich von Verstorbenen kommen, denn Smith reihte so viele konkrete Bilder und Informationen aneinander und ließ sie los, und er schien sich dabei absolut sicher (wie damals Gaye Muir; wenn jemand nichts mit einer Information anfangen konnte, sagte sie auch: Denken Sie drüber nach; und oft fällt es den Leuten dann ein: stimmt).

Bilder aus dem Kanal  

Toll, wie er über ein verstorbenes Model sprach, dessen Freundin er entdeckt hatte. Auch die Namen, die er nannte, waren zutreffend, und die Freundin war völlig verblüfft. Meist blieb er bei einem Fall und schilderte seine Eindrücke. Ihm werde die Karte von Afrika gezeigt; er sehe ein Schiff auf dem Nil, einen Berg in Südfrankreich, und natürlich sind es ihm fremde Bilder, deren Bedeutung er nicht kennt. Diese Eindrücke müssen interpretiert werden.  

Das Medium ist ja ein Kanal. Es macht sich leer, und in ihn dringt der Geist ein, und manchmal spürt Smith auch körperlich etwas, was oft auf die Todesart hindeutet. Er bekommt auch Zugang zu Erinnerungen, und er gibt nur weiter, was andere weitergegeben wissen wollen. Ich würde sagen, 60 Prozent der Informationen waren zutreffend und 10 Prozent davon unglaublich detailliert. Namen werden aus der anderen Welt oft ungenau übermittelt; aber er nannte viele richtige Namen.

Grundsätzliche Botschaften gibt es auch, und sie lauten zusammengefasst: Denen drüben geht’s gut, und hier bei uns wird auch alles gut, wir werden von denen geliebt, und sie wollen uns helfen.  

Aber die vielen Leute! Gordon Smith konnte nur irgendwie die Richtung angeben, wo der Mensch saß, an den sich ein Verstorbener wandte. Und da irrte er sich auch oft. Dann fragte er eben in den Raum hinein, ob jemand einen Jungen kenne, der Selbstmord begangen habe oder einen Mann, der plötzlich, auf der Straße, gestorben sei. Gaye Muir konnte bei den 30 Teilnehmern immer sagen: Ich sehe da neben Ihnen jemanden stehen, der so und so gekleidet ist, und er sagt Ihnen, dass …  

Bei Materialisationsséancen in England trat der materialisierte Verstorbene vors Kabinett und ging dann immer zielsicher zu dem Menschen hin, den er früher gekannt hatte. So ein Zirkel besteht jedoch höchstens aus 10 Personen. Bei 250 konnte Smith nur vage die Richtung angeben, wo der Adressat sitzen könnte.   

Gegen Ende hatte meine Schwester plötzlich den Eindruck, da werde von unserem Vater gesprochen, der vor 28 Jahren gestorben ist – die Art der Krankheit ließ daran denken -, und mir ging es genauso; aber Smith meinte, er gehöre zu einem in den vorderen Reihen, aber dann wurde er von neuen Bildern abgelenkt, und der Verstorbene kam weder zu Wort noch ans Ziel. Armer Vati! Das muss ja frustrierend gewesen sein. Denk dir nichts; du hast es versucht, wir wissen es und lieben dich.

 

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