Polar-Festival
Polar hat nichts mit dem Nord- oder Südpol zu tun: So heißt im Französischen der Krimi, eine Zusammenziehung aus policier und roman, und man nennt ihn auch noir: schwarz. Von heute bis Sonntag findet in Villeneuve lez Avignon das 9. Festival des »Polar« mit 50 beteiligten Autoren und vielen Veranstaltungen statt. Auch Frankreich liebt den Krimi.
Das interessiert mich, da im nächsten Februar ein Krimi von mir veröffentlicht werden soll. Die 50 Autoren in dem Ort bei Avignon sind allesamt Franzosen, und nur Petros Markaris (ein Grieche, vielleicht der einzige Nicht-Franzose, und mit ihm kann man sich Sonntag Mittag auch unterhalten) ist mir ein Begriff. Am Freitag und Samstag Abend werden je zwei Kriminalfilme gezeigt, von W. A. Wellman (2), John Sturges und Mervin LeRoy. (Illustration: das Programm. Das ist richtig schön gemacht.) Die Chartreuse ist ein altes Bauwerk und gleichzeitig Centre national des écritures de spectacles, also ein nationales Zentrum für das außergewöhnliche, spannende Schreiben. Es gibt Autoren, die da eine Weile leben und Blogs verfassen, es gibt ein Archiv mit den Lebensläufen von 350 Theaterautoren, und die Chartreuse ist auch Schauplatz des Krimi-Kongresses. Das Geheimnis des Archivars bietet eine Schnitzeljagd durch die Stadt: Findet den Mörder!
Am Sonntagnachmittag haben vier Autoren je 30 Minuten zur Verfügung, um ihr Publikum zu treffen. Die anderen 46 haben Pech gehabt. Und ein Jazzkonzert mit der Gruppe P.M.P ist geplant. Aber Avignon ist weit weg.
In Deutschland gibt es ja auch Krimi-Festivals. In Hamburg findet Ende Oktober schon das siebte statt, Köln mit der Crime Cologne ist frisch dabei (eben, Anfang September, war die zweite Austragung). 60 Autoren waren anwesend, und die Bildergalerie ist vielsagend. Dem dem einen oder anderen Autor würde man schon einen Mord zutrauen. München verteilt Veranstaltungen mit Autoren über die Herbstmonate. Ich selber lese keine Krimis und habe nicht das Gefühl, damit etwas verpasst zu haben.