Flamingofeder

Morgen kommt ein schöner Auszug aus dem Roman Flamingofeder (1955) von Laurens van der Post. Der 1906 geborene und 1996 gestorbene Autor lebte in Südafrika und hat neben einigen Romanen auch ein Buch über die vergessene Welt der Kalahari geschrieben. Das ist wirklich ein hochkarätiger Autor, und er verschafft uns Erkenntnisse.

Flamingofeder ist ein wilder Abenteuerroman, der aber durch seine Menschlichkeit besticht. Der Erzähler umgibt sich mit Einheimischen, um ein Rätsel zu lösen, in dem die Russen eine große Rolle spielen. Van der Post lässt andere Beteiligte des Romans sagen, dass wir die Schwarzafrikaner verachtet und ihre große Kultur ignoriert haben; für ihn selbst sind sie Menschen wie alle, und es ist traurig, dass man das hervorheben muss.  

Ein paar kleine Aussagen können zudem illustrieren, dass da jemand schreibt, der uns etwas zu sagen hat, und er tut das en passant, ohne sich gelehrt zu geben. Der gute Autor muss Weltweisheit besitzen und sollte sie allenfalls aufblitzen lassen: Das ist wahre Könnerschaft.  

Da schreibt er zum Beispiel: »Denn eins hat mich das Aufspüren von Fährten gelehrt: meinen Gedanken nie zu erlauben, der Spur vorauszueilen. Fährten verfolgen erfordert Selbstzucht im Glauben und in der Demut, über die du staunen magst. Immer muss allein die Spur selbst den Jäger leiten, nie seine eigenen Wünsche und Gedanken darüber.« 

Das ist ein einfacher, aber tiefer Gedanke. Die Fakten sollen genügen; alle Spekulationen und Assoziationen führen in die Irre. Wir müssen möglichst klar sein und ohne Emotionen. Wie rasch stellen wir Vermutungen ohne Grundlage an und handeln danach, verurteilen vorschnell, verrennen uns in gewagte Theorien. Stop! sollte man sich zurufen; schau an, was du vor dir hast. Mehr hast du nicht.  

Bill sagt im Roman: »Ja, wir müssen bis ans Ende unserer Tage den guten Kampf durchfechten.« Ja! Ja!! 

Und dann noch der Satz: »Wir sind für die meisten Afrikaner rot, bis wir sie lehren, uns als weiß anzusehen.« Ist das nicht unglaublich? In Afrika wird Weiß keine große Rolle gespielt haben, was ist da schon weiß? Allenfalls ein paar Vögel sind es. Unsere Haut war für sie eher rötlich. Wir haben aus dem Indianer den »roten Mann« gemacht, die Rothaut. Die gelbe Gefahr. Der schwarze Erdteil. Alles: von uns aus gesehen. Wir sehen die Unterschiede und drücken sie in Farben und Hautfarben aus, aber das ist nur die Oberfläche. Es gibt mehr, das uns verbindet, als was uns trennt.

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.