Luis Buñuel

Ich fand zwei Artikel über das Trommeln zu Ostern in dem Dorf Calanda in Aragonien. Eine Woche wird da unaufhörlich getrommelt, aber Ostern ist noch nicht, und in einem Artikel (von Paul Ingendaay) war erwähnt, dass in Calanda am 22. Februar der Regisseur Luis Buñuel geboren wurde. An den sollte man erinnern.

Er wuchs jedoch hauptsächlich in Saragossa auf, das ich vor zwei Jahren mit dem Rad besucht hatte. Da studierte er Literatur und Philosophie, bevor er nach Paris zog, wo er sich mit den Surrealisten anfreundete. Das war eine bunte Bewegung, die alles anders machen wollte. So setzte sich Buñuel mit Salvador Dalí hin, schrieb mit ihm auf der Basis zweier Träume in einer Woche ein Drehbuch, und in zwei Wochen drehten sie Der andalusische Hund. Der Film wurde ein Erfolg. 

Häuserfront in Saragossa

Ich habe einige Filme von ihm gesehen, und sie waren immer besonders. In Erinnerung sind natürlich noch die genialen Titel, vor allem aus den 1970-er Jahren. Der diskrete Charme der Bourgeoisie, Das Gespenst der Freiheit, Dieses obskure Objekt der Begierde. In einem wird ein Auge aufgeschlitzt, und in einem anderen ersetzte er für ein paar Szenen die blonde Schauspielerin durch eine brünette (oder umgekehrt), was niemand merkte.

 

Chaotisch war das immer, und man denkt an Fellini, doch der war eben Italiener, alles etwas aufgeblasen, menschenfreundlich und skurril, wogegen Buñuel eben Spanier war, alles herb und streng behandelte und ins Extrem ging. Aber ich merke, dass mir einfach die Erinnerung an seine Filme fehlt. Komischerweise habe ich nur eine Szene in Erinnerung, sicher nicht zufällig …  

Kürzlich dachte ich wieder daran. Mein Nichte Franziska sagte mir am Telefon, ich hätte ja zum Geburtstag eine Flasche Whisky bekommen, worauf ich ihr sagte, ich hätte meine Geschenke noch nicht ausgepackt. Sie rief aus: »Ich hab’s verkackt!« Ein netter Ausdruck, passt zu Der hat bei mir verschissen oder Scheiß drauf. Früher, im Mittelalter, saß man nebeneinander auf dem Balken bei der Entleerung des Darms, und deshalb haben sich solche Ausdrücke erhalten.  

Jedenfalls fiel mir die geniale Szene bei Buñuel ein. Ein Treffen von Leuten in einer Villa. Alle sitzen auf WC-Brillen. Ein Mann flüstert der Bedienung etwas zu, sie weist ihm den Weg zu einem Zimmer, er geht hinein und schließt ab, klappt ein Bord herunter, legt sich etwas darauf und fängt zu essen an. Er ist fertig und geht zurück zu den anderen. Das ist Buñuel. Gestorben ist er dann im Juli 1983 in Mexiko-Stadt.

Ein Kommentar zu “Luis Buñuel”

  1. Hans

    ja, es sind doch auch die Bilder über die „Baufehler“ in Sotschi bekannt? http://www.spiegel.de/reise/aktuell/sotschi-das-doppelte-klo-a-951824.html
    vielleicht ist es nur eine Hommage an Bunuel und die westliche moderne Medienlandschaft hat dies noch nicht erkannt – was ihr natürlich zuzutrauen ist – und feige hat sie keine eigene Meinung!