Öffentliches Training

Mein Schwager feiert heute Abend in einem Café seinen 60. Geburtstag. (Nicht erschrecken; ist nur eine Zahl!) Was könnte man ihm schenken? dachte ich. Spontan schaute ich auf der Seite des SC Freiburg nach (Uli ist Fan und hat eine Dauerkarte) und beschloss, dem Öffentlichen Training der Profis beizuwohnen, Mittwoch um 15 Uhr auf dem Trainingsplatz neben dem Stadion, das früher das Dreisam-Stadion war.

Uli liest nicht manipogo, darum kann ich hier vermelden, dass ich beim ersten Besuch (am Aschermittwoch, 5. März) das Autogramm von Trainer Christian Streich bekam (»Mach ich gerne«, sagte er und schrieb in meinen Kalender am 15. März. »Für Uli alles Gute, Ihr Chr Streich«. Toll.). Vor drei Tagen dann holte ich mir die Unterschriften von 12 Profis, darunter Baumann, Guédé, Mekhmedi, Coquelin und Gerson Fernandez. Einfach perfekt. Da war auch ein anderer Fan, der sich zu einem 60. Geburtstag einen Ball signieren ließ.   

Klar, öffentliches Training ist langweilig. Da stehen drei Dutzend Fans am Rand (früher hießen sie »Kibitze«), die Akteure sind weit weg, der Trainer und seine Assistenten tragen Blau, und sie exerzieren kleine Kombinationen, hüpfen und laufen, stehen um den Trainer herum, üben Torschüsse und machen sich nicht gerade kaputt dabei.

Es ist ja auch beschaulich bei einem Verein, der gegen den Abstieg kämpft. So beschaulich war es vor 45 Jahren beim FC Bayern auch. Da rief der Sportreporter der Abendzeitung beim Franz Beckenbauer an und fragte: »Und, Franz, gibt’s was Besonderes?« – »Naa, ois klar«, erwiderte der Franz, und der Reporter ging in den Biergarten und nicht zum Training, bei dem heute wohl 2000 oder 3000 Menschen zuschauen, und die Beine, die da auf dem Rasen rumlaufen, sind das Bruttosozialprodukt von vier armen afrikanischen Staaten wert. Doch der SC Freiburg ist auch was und hat ein Mediencenter, vor deren Tafeln die Spieler und der Trainer dann vor der Kamera Farbe bekennen müssen.

 

 Ja, beschaulich. Fünf Mal ging ein hoher Ball über den hohen Zaun, der das Gelände von der Dreisam trennt, dem Flüsschen dahinter. Jedes Mal schlüpfte der bedauernswerte Ballwart durch ein Türlein und rannte zum Fluss. Ich fuhr mit dem Rad rasch um den Platz herum in der leisen Hoffnung, mir vielleicht einen Ball zu schnappen, zur Dreisam, und so sah ich es: Der Ballwart fischte mit einem Netz zwei Bälle aus dem Wasser wie ein Angler und trabte zurück.

 Der Hauptdarsteller: der Ball.

  

Dann gibt es ein paar ganz treue Fans, die sich mit Spielern und Trainern fotiografieren lassen wollen. Und so lernte ich auch Alicia (links; hoffentlich schreibt man sie so!) und Hanna kennen, die für Jonathan Schmid und Oliver Sorg schwärmen. Das ist echte, schöne Schwärmerei, die sich auf ein paar Autogramme und gelegentlich auf das Geschenk eines getragenen T-Shirts beschärkt, das natürlich nie gewaschen wird!

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