Das kleine Landgut

Der römische Dichter Horaz, bekannt geworden durch die beiden Worte Carpe diem (nütze den Tag), lebte von 65 bis 8 vor Christus. Schon damals war Lyrik wenig geachtet, er schlug sich irgendwie durch und träumte immer vom Landleben, von dem kleinen Landgut …

Auf meinem Weg zum Meer, nach Tarquinia, sah ich so ein Landgut, das Horaz gefallen hätte, wo man Win keltert in aller Ruhe und denkt, dass die Tage entfliehen, weshalb man sie nützen muss.

In einem Brief an Aristius Fuscus schreibt Horaz: »Fuscus, dem Freunde der Stadt, sende ich, Freund des Landes, beste Grüße! … Du hütest da dein Nest, ich preise der lieblichen Landschaft Bäche, ihr Gestein, vom Moos überwuchert, ihre Haine. Was willst du weiter? Ich lebe und herrsche wie ein König, sobald ich nur verlassen hab all das, was ihr da in der Stadt mit lautem Beifall hoch zum Himmel hebt …«

Im Mittelalter hieß es: Stadtluft macht frei, Landluft macht eigen. Die Bauern waren unfrei, waren Leibeigene. Aber wer vor 2000 Jahren etwas Geld hatte, konnte sich aufs Land zurückziehen und dichten. Gefällt mir auch, aber weniger die enge Dorfgemeinschaft, wo jeder alles vom anderen wissen will, sondern die wirkliche Isolation.

Dann ist eine Stadt aber auch mal wieder schön. Man geht zu Fuß in eine Kneipe, ins Kino, die Möglichkeiten sind verhundertfacht, und so lange wir abwechseln und den Fuß auch einmal in eine Stadt setzen können, fehlt es uns an nichts.

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