Betreuter Fahrdienst

Ein Wagen bog aus einer Seitenstraße in Landsberg am Lech vor mir ein, und auf der Seite stand Betreuter Fahrdienst. Was für ein Schwachsinn, dachte ich mir; weshalb muss dieser Fahrdienst betreut werden? Was wäre richtig gewesen? Richtig gewesen wäre, etwas nachzudenken.

Betreutes Wohnen ist schon ein feststehender Ausdruck. Wohnen mit Betreuuung ginge auch, deshalb wäre Fahrdienst mit Betreuung richtig gewesen. Was ist betreut? Ein Partizip, adjektiv verwendet? Egal, jedenfalls ist es nicht ein Fahrdienst, der etwas erleidet, also betreut wird, sondern ein aktiver Fahrdienst: einer, der betreut. Es ist ein betreuender Fahrdienst, das aktive Gerundium wäre angebracht. Ob wohl jemals jemand bereut, betreuter Fahrdienst geschrieben zu haben? Und fühlte er sich dann als bereuter Funktionär?

Mich nimmt immer wunder, dass Leute ohne jegliche Skrupel Wörter und Sätze auf Tafeln drucken lassen, ohne vorher einen Schriftgelehrten zu befragen. Bin ich der einzige, dem so etwas auffällt, der sich darüber ärgert? Man könnte sagen: Leute, die es mit der Sprache nicht ernst nehmen, nehmen andere Dinge vielleicht auch nicht ernst. Sie selber sind ja der Ansicht, es gäbe Wichtigeres im Leben und reagieren pikiert, wenn man einen Fehler moniert.

Man sollte dann einfach sagen: Stellen Sie sich vor, jemand schriebe ihren Namen falsch, Anete Müler statt Annette Müller … Wäre das auch nicht so wichtig, eine Petitesse angesichts der gewaltigen Probleme, die das Leben uns stellt? Der Weise sagt. Nimm die großen Dinge leicht und die kleinen Dinge schwer; und der Talmudist sagt zu seinem Schüler, er müsse beim Kopieren der heiligen Texte exakt sein, sonst zerstöre er eine Welt.

Wenn es um die Sprache geht, legen die Leute eine Lässigkeit an den Tag, die man sich in anderen Lebensbereichen von ihnen wünschen würde. Die Sprache liefert die Bausteine unseres Weltgefüges, und nur die Dummen halten sie für Zierat und Beiwerk.

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