Fußball und die Zeit

Spät kommt manipogo in die Gänge, und nun, etwa in der 80. Minute der Fußball-Weltmeisterschaft (die ja nun FIFA Fußball-Weltmeisterschaft heißt, hat das jemand gemerkt?) geht es um den Fußball in Rio, anlässlich des Spiels Deutschland gegen Frankreich.

Das Zeiterleben ist ja durch und durch subjektiv. Ich hatte vorher eine Radtour ins Elsass unternommen und setzte mich dann mit Schwager, Mutter und Schwester (Idealbesetzung) vor den Fernseher. Ich war etwas müde und nicht so voll konzentriert, und so hatte ich später das Gefühl, das Spiel sei an mir vorbeigegangen wie an Özil und Klose.

Da war ein Tor, aber sonst kaum etwas in der ersten Halbzeit. Die zweite Halbzeit verging auch irgendwie ereignis- und bedeutungslos; ich dachte, das Spiel hätte nur 20 Minuten gedauert anstatt 90. War es so schlecht? War da was gewesen? fragte ich mich. Andere Spiele hatten richtig lange gedauert, die zweite Halbzeit (meist schaltete ich erst da ein) war oft dramatisch, es ging hin und her, ich fühlte mich unterhalten.

Deutschland gegen Frankreich kam mir wie ein Nichts vor, unterbrochen zudem von vielen Fouls und Freistößen und Rumgemache. Es war einfach ein eineinhalb Stunden langes Ärgernis. Und später, im Spiel Brasilien gegen Kolumbien, war wieder alles in Ordnung: Die zweite Halbzeit dauerte für mich lange, es war spannend, obwohl man sagen muss, dass Fußball ein blödes körperbetontes Kampfspiel ist. Da war dennoch die Leidenschaft, die man beim ersten  Spiel vermisste, und das Publikum war frenetisch. Diese beiden Spiele waren typisch: Mitteleuropa und Südamerika.

Deutschland und Frankreich spielten einen elegant und routiniert in Trance, man fühlte sich hypnotisiert, und Thomas Mann schrieb schon, dass monotone Vorgänge dazu führen, dass man einen Zeitraum kürzer empfindet, als er ist.

2 Kommentare zu “Fußball und die Zeit”

  1. Regina

    Hi Mandy! „IN TRANCE“ war gerade Gespräch gestern, als ich die Tür öffnete und ein Bekannter ensetzt bemerkte: was du hörst Scorpions? und stimmt, beim Putzen, bügeln, aufräumen brauch ich laute Musik und diese monotonen Arbeiten werden kürzer empfunden. ciao Gina

  2. web108

    Liebe Gina! „In Trance“ fand ich auch gut, aber mein Favorit war immer der Titel „Coast to Coast“, weil das gnadenlos dahintrieb wie ein Zug, der von San Francisco nach New York fährt, ciao servus Mandy.