Meßkirch

Die Stadt Meßkirch in Oberschwaben müsste eigentlich Messkirch heißen, den geläufigen Rechtschreibregeln folgend. Sie wurde vor 1000 Jahren erstmals urkundlich erwähnt und war 800 Jahre lang die »Residenzstadt mächtiger Adelsgeschlechter«. Angesichts dieser Geschichte wäre es lächerlich, den Namen der Laune einer Schreibweise anzupassen. In 100 Jahren ist alles vielleicht anders.

Ich machte auf einer Autofahrt von Ost nach West in Meßkirch Mittagspause, und als ich in der Kirche St. Martin stand, schwante mir, dass ich da vor Jahren schon einmal Station gemacht hatte. Dieses Mal war es Mittagszeit, und neben ein paar Schülerinnen und Schülern war kaum jemand unterwegs. Man meinte, es sei Februar. Als erstes fiel mir die Bar zum faulen Hund auf. Sie war geschlossen, selbstverständlich.

Meßkirch ist ein Gegenpol zum properen Landsberg am Lech, aber der Beitrag darüber folgt erst in drei Tagen. In Meßkirch ist eben nicht so viel Geld, es liegt weit weg von Stuttgart und von München. Die Uhr am imposantesten Bauwerk zeigte fünf vor zwölf. Ein Radler kam vorbei, ein junges Mädchen sprach in sein Handy. St. Martin ist einschiffig, sehr breit und ehrwürdig. Die Kirche steht zu Häupten der Stadt. Sonst fielen mir viele Parkplätze auf. Und nun noch zwei Bilder von der Stadt, die nur 8000 Einwohner zählt.

 

Ich halte manchmal in Meßkirch, weil Martin Heidegger dort geboren ist. Wie ein Plakat am Touristenbüro vermeldete, kam der Philosoph heute vor 125 Jahren zur Welt, weshalb es für ihn am Abend einen Festakt gibt. Sein Weg führte ihn vom tief gläubigen Elternhaus nach Freiburg, wo er Assistent von Edmund Husserl wurde. 1928 bekam er dessen Lehrstuhl, nachdem er zuvor sein Werk Sein und Zeit veröffentlicht hatte, das zu einem der wichtigsten philosophischen Bücher des 20. Jahrhunderts wurde und ihn berühmt machte. 1933 wurde er Rektor der Freiburger Universität, war Anhänger der Nationalsozialisten und wirkte für sie, aber ein Jahr später trat er zurück, ohne sich je überzeugend erklärt zu haben. Heidegger war ein Freund des Landlebens und besaß eine Hütte bei Todtnauberg im Südschwarzwald. Nach dem Krieg blieb sein Einfluss erhalten; er schrieb viel über die Rolle der Technik in der modernen Zeit, und das sollte man noch einmal lesen, damit nahm er viel vorweg. 1976 ist er in Freiburg gestorben.

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