Ewiges Feuer

Vergangene Woche träumte ich des Nachts von St. Petersburg, und wie immer formulierte ich herum; ich fand im Traum die Formel »eingekesselt und ausgehungert« und wusste ja, dass in St. Petersburg eine Million Menschen gestorben war, damals, als die Stadt Leningrad hieß und von den Deutschen 871 Tage lang belagert wurde.

Ich hatte einmal in Sulzburg einen schmalen Bildband in Schwarz-Weiß mitgenommen, der Ewiges Feuer heißt: ВЕЧНІЙ ОГОНБ. Gleich am Anfang steht, der Führer habe die Stadt vom Gesicht der Erde tilgen wollen. Eine geheime Weisung des Oberkommandos von Ende September 1941 lautete: Der Führer ist entschlossen, die Stadt Petersburg vom Erdboden verschwinden zu lassen. Es besteht nach der Niederwerfung Sowjetrusslands keinerlei Interesse am Fortbestand dieser Großsiedlung.

Über eine Million Menschen starben, und eine halbe Million russische Soldaten verloren ihr Leben beim dem Versuch, die Belagerung zu sprengen. Im Dezember 1941 sollen 53.000 Menschen gestorben sein. Es gab nur ein paar hundert Gramm Brot am Tag, oft wurde es bis zu minus 40 Grad kalt, und die meisten fielen tot in der Straße um. Auf dem Foto aus dem Band liegen Tote auf der Straße.

Einmal erwähnte ich Leningrad in einem Beitrag über Ossip Mandelstam, den Dichter. 1924 war St. Petersburg, wo Dostojewski von 1838 bis zu seinem Tod 1881 lebte, in Leningrad umbenannt worden. 1991 machte die Bevölkerung das rückgängig. Heute hat die Stadt fünf Millionen Einwohner und ist nach Moskau die zweitgrösste Stadt; die Großsiedlung bestand fort.

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.