Sputnik Sweetheart

Unsere Überschrift ist der  Titel eines Buchs des japanischen Autors Haruki Murakami, das 1999 erschien. Murakami kann man gut lesen; irgendwie faszinierend, dachte ich nach dem Kunsum des ersten. Nun, einige Jahre später, spürte ich bei der Lektüre des Sputnik doch Unbehagen. Nur wirklich große Autoren verlieren ihre Faszination nie, auch nach Jahrzehnten nicht.

Um das Unbehagen auf den Punkt zu bringen: Murakami kommt mir etwas wie Paolo Coelho vor, bei dem niemand so richtig versteht, warum er Millionen Bücher verkauft, denn er ist gewiss kein brillanter Stilist. Wahrscheinlich haben die beiden den passenden Tonfall für unsere Zeit und die spannenden Plots (die Handlung). Beide schreiben flüssig und gefällig, und die Sprache ordnet sich dem Thema unter.

Richtig störend fand ich diesmal, wie Murakami beschreibt, was seine Protagonistinnen tragen. Er nennt auch die Markennamen der Handtasche und der Schuhe, das ist alles ziemlich überfeinert und »stylish«. Miu ist eine reiche Geschäftsfrau, die mit Wein handelt und entsprechende Güter im Burgund besucht, Paris und Rom kennt.

Sumire, die sich in Miu verliebt (und dann verschwindet), ist eine junge angehende Schriftstellerin und so gezeichnet, dass es haarscharf am Klischee vorbeigeht. Der Erzähler ist ein junger Lehrer aus Tokio, und die Haupthandlung vollzieht sich auf einer griechischen Insel, Villa mit Blick aufs Meer, ist doch klar.

Am Ende wird es ziemlich rätselhaft, eigentlich verworren, aber Murakami ist wie Coelho ein kluger Autor mit einem Sinn für das Übernatürliche, das jede Geschichte spannend macht und mit einem Sinn für Timing. Es gibt geistreiche Dialoge und ungewöhnliche Metaphern, über die der Autor sicher lange nachgedacht hat – denn Gefühle will man heute ja gerne gebrochen und ironisch darbieten, man steht ja drüber und ist meistens cool.

Murakami ist natürlich kein typischer japanischer Autor; er schreibt international kompatibel, und das erklärt seinen Erfolg. Seit Sputnik Sweetheart hat er noch Kafka on the Shore veröffentlicht (2002) sowie zwei weitere Romane, den jüngsten nach dreijähriger Pause. Ich habe nach 40 Jahren wieder Kafkas Das Schloss gelesen, und das ist ein grandioses Lese-Erlebnis, und ich zögere, etwas darüber zu schreiben.

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.