Dialekt auf dem Rückzug

Vor 20 Jahren wurde noch in 23 Prozent aller italienischen Familien Dialekt gesprochen, nun nur noch in 9 Prozent. Man redet zu Hause auch Italienisch, meldete die Zeitung La Repubblica. Und das ist ein Verlust!

Pier Paolo Pasolini (1923-1975) schrieb schon 1970, dass das Fernsehen und das Automobil die Volkskulturen zerstöre. Die Jungen haben, wie es in der Zeitung heißt, heute den Dialekt komplett aufgegeben. Höchstens im Süden – in Sizilien, Apulien und Kalabrien – pflegt man ihn noch. Das ist bei uns in Deutschland ja auch so. Ein steriles «Fernsehdeutsch« prägt den Diskurs.

Aber in Italien ist das trauriger, denn viele Dialekte sind praktisch eigene Sprachen. Vor ein paar Jahren unterhielten sich ein paar Fahrradmonteure, mit meinem Gefährt beschäftigt, auf Apulisch, und ich verstand kein Wort.

Anlass dieser Meldung war ein Kongress der Generalstaaten der italienischen Sprache in Rom am 21. und 22. Oktober. Dabei war auch zu erfahren, dass es in Italien mit Fremdsprachenkenntnissen nicht weit her ist. Ein Drittel der Italiener kennt eine andere Sprache, und wiederum ein Drittel von ihnen versteht nur ein paar Worte und Sätze.

Dazu passt ein Beitrag der Journalistin Heike Loesener-Hartmann im Regio-Magazin (November-Ausgabe), in dem sie, die im Elsass lebt, beklagt, dass das Elsässische auf Widerstand stößt. Nach dem Krieg hatten viele Elsässer auf ihren Dialekt und das Deutsche verzichtet, weil es mit dunklen Erinnerungen verbunden war. Seit 20 Jahren gibt es das Elsässische Sprachamt, was nicht verhindert, dass Franzosen in Straßburg Elsässer kritisieren, wenn sie ihren Dialekt sprechen.

Dabei klingt er schön. Philippe Richet, Vorsitzender des Regionalrats Elsass, wurde in dem Beitrag zitiert: »S’Elsässische ìsch d’Sproch vúm Herz. Fer vìel, ìsch’s d’Muetersproch.«

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