Nancy Wake

In einem Buch über Zen und die Furchtlosigkeit (Sacred World von Jeremy Hayward, 1998) stand eine hübsche Geschichte über eine Frau namens Nancy Wake, die um 1942 in 72 Stunden 310 Kilometer in Frankreich durch die deutschen Linien radelte, um ein Radio abzuholen. Und niemand hielt sie auf! Also las ich über Nancy Wake.

Ein unglaubliches Leben! Die Australierin Nancy Wake, 1912 geboren, arbeitete in Paris und auch in Wien als Zeitungskorrespondentin. Als Frankreich an die Nazis gefallen war, schloss sie sich der Résistance an. 1943 war sie, wie in der englischsprachigen Wikipedia steht, die meistgesuchte Person der Gestapo. Fünf Millionen Francs waren auf ihren Kopf ausgesetzt.

1944 führte sie 7.000 Widerstandskämpfer an, die es mit 22.000 SS-Männern zu tun hatten. Die maquisards töteten 1400, sie selber verloren nur 100 Kämpfer. Nancy Wake soll eine SS-Wache mit bloßen Händen erdrosselt haben, und später erschoss sie eine für die Deutschen tätige Spionin. Wake war eine gute Führungskraft: Mutig war sie, geistesgegenwärtig und geistreich. Als sie bei einem Fallschirmabsprung vom Baum fiel, rief ein französischer Oberst aus, da falle ja eine schöne Frucht herab, worauf sie barsch entgegnete: »Don’t give me that French shit.«

Nach dem Krieg wurde sie mit Ehrungen überhäuft. Sie ließ sie sich für Wahlen in Australien und England als Wahlkreiskandidatin aufstellen, unterlag aber zwei Mal dem gegnerischen Kandidaten knapp. 1985 schrieb sie ihre Autobiografie The White Mouse, die sehr erfolgreich war. Ihr Mann Paul Forward starb nach 40 Jahren Ehe 1997, und 2001 zog sich Nancy Wake nach London zurück, wo sie im August 2011 starb, fast 99 Jahre alt.

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