Straßen-Graffiti in Rom

Marco Pierfranceschi, der unermüdliche Aktivist in Sachen Fahrrad in Rom, verliert nun auch die Geduld. Im Tunnel Santa Bibiana an der Stazione Termini »hat sich das erste Scharmützel eines Krieges zwischen den Fahrradaktivisten Roms und der Stadtverwaltung abgespielt, der lang und blutig werden könnte«, schrieb er kürzlich.

Denn eine Handvoll dieser Aktivisten nahm die Sache in die Hand, das heißt: Pinsel und Farbkübel. Sie malten einfach unter dem Tunnel Santa Bibiana einen 120 Meter langen weißen Strich auf die Fahrbahn und trennten so eigenmächtig eine Piste von der Fahrbahn ab. Man kennt so etwas vorwiegend aus der Schweiz, wo Radspuren oft mittels eines gelben Strichs auf der Fahrbahn markiert werden.

Das heißt in der Fachsprache Road Diet – Straßendiät. Die Straße wird abgespeckt, die Autofahrer verlieren etwas Platz. (Eine geniale Lösung ist das nicht, die Autofahrer kommen einem dennoch gefährlich nah.) Es ist natürlich illegal, die Spur selber zu markieren. Sofort kam eine Abordnung der Stadtpolizei und versuchte (angeblich mit großem Eifer), die Markierung zu entfernen. Ganz hat es nicht geklappt, die Autofahrer jedenfalls respektieren den Strich immer noch, wie man unten sieht.

Bild aus dem Blog Mammifero Bipede von Marco Pierfranceschi

Schon vor 15 Jahren, als ich in Rom war, diskutierten die aktiven Radfahrer untereinander, wie man vorgehen solle. Die einen wollten ein demokratisches Vorgehen, Verhandlungen mit der Stadtregierung also, die anderen wollten illegale, revolutionäre Aktionen. Doch das Referat für Mobilität zeigte sich so immobil wie die ganze Verwaltung, die, wie Pierfranceschi kritisiert, nur Hindernisse aufbauen und möglichst alles so lassen will, wie es ist. Typisch Rom.

Der Tunnel unter der Bahnlinie hindurch, den ich kenne, verbindet die Stadtviertel Esquilino und San Lorenzo, doch für Radfahrer zerschneidet er die Verbindung. Nun gibt es sie noch eine Weile, bis die Farbe weggewaschen ist. Aber dann fällt meinen Radlern wieder etwas Neues ein. Sie werden die Stadtverwaltung nicht in Ruhe lassen.

Kürzlich meldete die Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung, Bürgermeister Marino sei mit dem Rad hochgefahren zum Kapitol. Sieht gut aus und freut die Leute, aber nicht mal einen Finger rühren will man, um dem Rad gegen den Autoverkehr etwas Platz zu schaffen.Ach, es ist ja hier in meiner Gegend auch schon so: Die Welt ist, pardon, zugeschissen mit Automobilen, die nicht nur überall stehen, sondern auch noch fahren. Man möchte weg.

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