Soledad Puértolas

Ich lese Spanisch, weil ich baldigst, Anfang 2015, ein paar Wochen in Spanien verbringen möchte. Was lesen? Ich suchte im Web nach zeitgenössischen Autorinnen, schaute bei der Universitätsbibliothek Freiburg nach und stieß auf Maria Zambrano und Soledad Puértolas. Letztere ist eine Entdeckung!

Dabei hätte ich das Buch Adíos a las novias beinahe nicht gelesen, es war das fünften und dann fing ich es an und war gebannt. Das im Jahr 2000 erschienene Buch ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, von denen jede gut ist. Gefällt mir noch besser als Alice Munro, die ja so gemessen und klinisch rein dahinerzählt, eiskalt und abgekoppelt vom Geschehen.

Frau Puertolas ist 1947 geboren, hat diverse Preise bekommen und ist vor kurzem in die spanische Königliche Akademie aufgenommen worden. Ihre Geschichten lesen macht Spass, weil sie auch von sich selbst erzählt, kaum verhüllte autobiografische Episoden sind das, und da ist sie humorvoll und geistreich. Wie sie einen Liebhaber hatte, der immer dunkle Zigaretten rauchte, wonach sie immer den Aschenbecher des Autos leeren musste; doch einmal vergaß sie es und ihr Mann fragte: Wer raucht denn da dunkle Zigaretten? Esther, sagte die Erzählerin schnell, meine Freundin.

Es geht um eine Urlaubsreise mit einer wohlhabenden Freundin, bei der sie es rasch schafft … »ligar« heißt das spanische Wort, »io ligió«: Ich bandelte an. Sie lernt den jungen, gut gelaunten Franzosen René kennen und verbringt die ganze Zeit mit ihm. Sie hatte eine Pause machen wollen, weil ihr Mann geistig mit einer Verflossenen beschäftigt war, und da schreibt Frau Puértolas hitzig: »Verflucht seien die Verlobten, die vergangenen und die künftigen.« Das sind die novias; adiós! Dann schimpft sie auch: ›Immer müssen wir Frauen den Anfagn machen. Ich möchte mich gern mal erobern lassen!‹

Dann wieder versetzt sie sich in die Haut eines Mannes oder erzählt aus der Sicht einer jungen unglücklichen Frau, die die perfekte Liebe erlebte mit einem schönen Deutschen, aber dann war die Liebe bei ihr plötzlich weg, einfach so; das gibt es wohl. Die ganze Vielfalt des Lebens!

Eigentlich sind Kurzgeschichten fast schöner als ein Roman, der so vor sich hingemurmelt ist und den man lieben muss, oder man lässt es sein. Aber bei Geschichten taucht und taumelt man von einer Welt in die nächste, man hat (hier) 21 kleine Romane statt nur eines … und da geht es um ein Fest von arroganten Künstlern in einem Palazzo in Madrid, um unerträgliche Männer und eifersüchtige Frauen, und wie schreibt sie so schön? Wenn sie mit einem Mann im Kino war, dann hatte sie oft das Gefühl, sie hätten zwei unterschiedliche Filme gesehen. So ist das.

Man muss das eben noch mit dem Wörterbuch lesen. So lernt man auf unterhaltsame Weise im Spanischen dazu. Als nächstes habe ich mir den Roman Todos mienten geholt: Alle lügen.

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