Unsichtbare werden sichtbar

Ich habe wieder etwas publiziert. Im vierten Heft der Zeitschrift Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 2014 im Innsbrucker Resch-Verlag steht mein 15-seitiger Artikel Unsichtbare werden sichtbar, eingerahmt von einem Artikel über Geist und Leben (Alfred Rohloff) und einem über die Spiritualität von Nikolaus Cusanus (Martin M. Lintner).

Ich hatte ja das Buch Alec Harris übersetzt und stand vor einem Jahr noch im Bann der Materialisationen bei Séancen, also schlug ich Professor Resch einen Artikel darüber vor. Ich habe versucht, darin die Geschichte der Materialisationen nachzuzeichnen, die etwa von 1850 bis 1960 reicht. Auch im vergangenen Jahrhundert gab es große Materialisationsmedien. Der Titel ist eine Anspielung auf das Buch Unhörbares wird hörbar von Konstantin Raudive, der im nahen Bad Krozingen Anfang der 1970er Jahre über seine Experimente mit den »Tonbandstimmen« berichtete.

Es gibt Materialisationsmedien und Mentalmedien, die Botschaften von Verstorbenen weitergeben, die nur sie sehen oder hören können. Die Materialisation ist jedoch die Krönung des Mediumismus. Dass sie Tatsache ist, daran ist nicht zu zweifeln. Allerdings sträubt sich alles in einem dagegen, zu glauben, dass in einer Séance Verstorbene sich in einen samtfeinen Stoff kleiden können und auftauchen und gehen, reden und einen umarmen. Und doch war es wohl so. Ihre Identitäten wurden von vielen Zeugen bestätigt. Die Geister hatten sich ihre Persönlichkeit bewahrt und waren wiedererkennbar. Unglaublich! (Illustration: Der Geist Katie King, rechts neben Sir William Crookes)

Natürlich gibt es auch heute noch Medien, die in Sitzungen unerhörte Phänomene produzieren können. Doch es sind nicht die Materialisationen von »konkreten« Verstorbenen, die von Angehörigen wiedererkannt und in die Arme geschlossen werden können. Das war nur in einem intimen Setting möglich, und man konnte nur hinterher, viele Jahre danach erst, Näheres erfahren. Da ging es nur darum, Trauernde zu trösten. Um Geld ging es nie.

Die neuen Medien jedoch reisen durch die Gegend und leben von ihren Darbietungen. Eingeladen wird, wer dafür zahlt. Und so wird es vielleicht einen Stuhl geben, der durch die Luft schwebt oder ein Musikinstrument, das von selber spielt, aber da die Eingeladenen zusammengewürfelt sind, kann es kein Auftreten von einzelnen Verstorbenen geben.

Früher war ein festes Team zusammen, seit Jahren, das ein festes Geisteteam im Jenseits hatte, und die regelmäßigen Treffen waren die Bedingung dafür, dass die Verstorbenen sich Mut fassten und vor den Vorhang traten. Diese Intimität gibt es heute nicht mehr, und es fehlen auch die Hingabe und die Sammlung, jahrelang sich vorzubereiten. Vielleicht gibt es solche Gruppen noch irgendwo, aber sie dürfen nicht publik werden, denn das würde alles zerstören. Es genügt aber zu wissen, dass es das gab. Es ist möglich, der Tod ist nicht das Ende, und gibt es eine schönere Botschaft? (Illustration: Ein Arzt fühlt dem Geist Katie King den Puls.) 

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