Die Rache der Königskobra

Mit dieser Ausgabe endet die Trilogie über das Buch des Zahnarztes aus Philadelphia. Wir brauchen solche neugierigen und vorurteilsfreien Menschen wie Harry B. Wright, der sich zwar skeptisch gibt, aber ehrlich erzählt, was er gesehen hat. Und hier hat er erlebt, dass Kobras sich für den Mord an ihrem Partner rächen können.

Einige seiner Erfahrungen seien verblüffend gewesen, schrieb er Autor nach 20 Jahren in fremden Erdteilen, und andere hätten ihm einen leisen Schauder eingeflößt, »als wenn ich für einen Augenblick den Schleier von dem Unbekannten fortgezerrt und einen flüchtigen Blick auf etwas für zivilisierte Augen Verbotenes geworfen hätte«. Zu viele zufällige Zusammentreffen hätten sich ereignet, als dass sie alle nur Zufall sein könnten.

Im Frühjahr 1953 hielt sich Wright in Malaya auf, und er hatte sich im berühmten Raffles-Hotel in Singapur eingemietet. Ein Hindu spielt die Flöte, und eine Kobra bewegt sich rhythmisch zur Musik. Da belehrt ein Mann den Gast aus Amerika, dass Schlangen nichts hören: Sie reagieren auf Schwingungen, und die Musik sei nur Theater. Der Mann, Dr. Tweedie, ist Kurator für Reptilien am Raffles-Museum und weiß auch, dass die Hamadryad, die Königskobra, angeblich in die Organe eines Menschen eindringen und ihn vergiften kann, ohne äußere Zeichen zu hinterlassen. Zauberer hielten die Schlangen für die Reinkarnationen toter Zauberer.

Giovanna Braghetti auf Sri Lanka, allerdings mit einer Python

Als sie wieder im Hotel sind, werden sie zu einem Mann gerufen, auf Zimmer 14. Ein alter Mann lag auf dem Bett und röchelte »Margrit! Margrit! Diese Schlange …«. Dann starb er. Es handelte sich um Hauptmann Gormley, der zuvor viel getrunken hatte und nun anscheinend einem Herzanfall erlegen war. Einige Wochen später erfährt Harry B. Wright die ganze Geschichte.

Philipp Fletcher, Direktor einer Gummiplantage, versichert ihm, Schlangen könnten ein Geräusch machen, das ein Mensch zu hören imstande sei. Wenn man eine Kobra töte, müsse man auf jeden Fall auch die andere töten, sonst werde diese einen verfolgen und nicht ruhen, als bis sie sich gerächt habe. Die Eingeboren hielten Schlangen für die Geister Verstorbener – meist toter Zauberer. Dann erzählt Wright von Hauptmann Gormley, und Fletcher wird aufmerksam.

Er kannte Gormley vor 20 Jahren. Der Hauptmann reiste nach England zurück, heiratete dort und brachte sein Frau Margrit mit, die schlank war, hübsch und feuerrotes Haar trug. Sie fürchtete sich sehr vor Schlangen. Eines Tages tötete Gormley vor den Offiziersquartieren eine Kobra, und der junge Offizier O’Brien wollte Margrit einen Schreck einjagen. Ihr Mann war einverstanden, und sie legten die tote Kobra aufs Bett ins Schlafzimmer. Fletcher war Zeuge, er war bei den beiden.

Margrit kam, ging hinein, und stieß einen Schrei aus. Die Männer springen hinzu, Gormley fühlt ihre Wange, doch seine Frau war tot. Als O’Brien ihren Körper hochhob, glitt eine Schlange aus den Röcken der Frau hervor und verschwand, doch kurz vor der Tür konnte ihr Fletcher noch eine Kugel in den Hals schießen.

Gormley verwand die Geschichte nie, alterte schnell und wurde zum Trinker. O’Brien landete in einer Irrenanstalt auf den Britischen Inseln. Fletcher sagte nur knapp, Eingeborene seien der Ansicht, die Schlange habe sich damals, vor 20 Jahren, an Gormley für den Tod ihres Gefährten rächen wollen. Aber wie konnte die Kobra wissen, dass Gormley mit der Frau verheiratet war? War sie vielleicht dem Leichnam ihres Gefährten »nachgereist«? Fletchers Theorie lautete: ein »rein zufälliges Zusammentreffen«.

Wieder im Raffles-Hotel. Inder meinten, eine Schlange könnte Hauptmann Gormley getötet haben. In der Zwischenzeit wollte ein Hinduknabe eine riesige Kobra auf dem Golfplatz gefunden haben. Dr. Tweedie erscheint und lädt Harry Wright ein, mit ihm ins Museum zu kommen. Er zeigt ihm den Körper der Kobra, die der Hinduknabe wohl getötet habe, weil er sie für eine Python hielt, deren Fleisch Kraft gibt.

Er sagte: »Dies war eine 4,73 Meter lange Hamadryad, die größte, die ja in Singapur gefunden wurde.« Er wies auf eine graue Narbe am Hals der toten Schlange. »Irgend jemand schoß diesem alten Burschen … in den Hals.«

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.