Yoginis in Indien

Eine Yogini ist ein weiblicher Yogi. Sagt man für die Mehrzahl Yoginis – oder ist das falsch wie bambinis? Parahamsa Yogananda hat auf seinen vielen Wegen durch Indien einige heilige Frauen getroffen, wie er in Autobiographie eines Yogis schildert, und wir folgen ihm.

Bhaduri Mahasaya war ein Yogi, der 20 Jahre in einem Raum verbrachte und auch in der Lage war, sich in die Luft zu erheben. Trotz seiner sitzenden Lebensweise wirkte er kraftvoll und gesund. Er erzählte Yogananda von Mirabai, einer indischen Prinzessin aus dem Mittelalter, die den Hof verließ, um die Gesellschaft von Heiligen zu suchen. Als der sannyasi Sanatana Goswami sie nicht empfangen wollte, beschämte sie ihn. Sie ließ ihm ausrichten, dass sie nicht gewusst hätte, dass es im Universum außer Gott noch ein männliches Wesen gäbe; seien sie nicht alle weiblich vor Gott? (Das positive schöpferische Prinzip erschuf die Welt, die demnach durch und durch passiv ist, maya.)

Mirabai schrieb ekstatische Gedichte. Der Autor übersetzte eines von ihnen ins Englische, das ich hier ins Deutsche übertrug.

Wenn durch tägliches Baden Gott erkannt werden könnte,
wäre ich sogleich ein Wal im tiefen Meer;
Wenn ich Ihn durch das Essen von Wurzeln und Gräsern erkennen könnte,
würde ich mich gern in eine Ziege verwandeln;
Wenn das Beten von Rosenkränzen ihn enttarnte,
würde ich meine Gebete anhand von Mammut-Rosenkränzen tun;
Wenn das Beten gebückt vor einem Berg hülfe,
ich würde demütig einen Schuttberg anbeten;
Wenn durch das Trinken von Milch der Herr erschiene,
würden Ihn viele Kälber und Kinder kennen;
Wenn das Verstoßen des Weibes Gott herbeizitieren könnte,
wären nicht tausende liebend gern Eunuchen?
Mirabai weiß, dass, um den Göttlichen zu finden,
es nur eines bedarf: der Liebe.

In Varanasi führte Yogananda ein langes Gespräch mit Srimati Kashi Moni, der Lebensgefährtin des verstorbenen Lahiri Mahasaya, des Gurus seines Gurus. Er spürte auch die einzige überlebende Schülerin des legendären Trailanga Swami auf, Shankari Mai Jiew, die 40 Jahre in Höhlen des Himalaya verbrachte. Nur alle paar Jahre verlässt sie ihren Rückzugsort. Als Yogananda sie sprach, war sie, 1826 geboren, etwas über 100 Jahre alt, und bewies viel Energie und Humor. Ein Bild in dem Buch zeigt sie 1938 mit 112 Jahren, und sie wirkt tatsächlich jung und trägt schwarzes langes Haar.

1935 suchte Yogananda mit seinem Sekretär in einem Ford-Automobil in Bayern Therese Neumann auf, die Stigmatisierte von Konnersreuth, und die Begegnung vertrieb ihm jeden Zweifel an ihrer Heiligkeit, die von vielen Autoren geäußert worden waren.

In einem Vorort von Kalkutta fuhr Yogananda dann zu Ananda Moyi, einer indischen Heiligen, die gerade 100 Anhänger von einem Wagen herab segnete. Der Autor war beeindruckt. Ihr Gesicht leuchtete vor Freude, und sie wurde auch die »gesegnete Heilige« genannt. Sie trug lange schwarze Haarsträhnen, und rote Sandelholz-Paste auf ihrer Stirn deutete das »dritte Auge« an. Ich habe das Leben von Ananda Moyi hier behandelt.

Schließlich traf Paramahansa Yogananda, gegen Ende des Buchs, noch die Yogini, die niemals aß: Giri Bala. Sie war eine kleine Frau, gekleidet in ein Tuch aus dunkler, goldfarbener Seide. Yogananda interviewt sie wie ein Journalist, und Giri Bala sagt, sie habe vom Alter von 12 Jahren an bis heute, da sie 68 Jahre alt sei, nie etwas zu sich genommen. Eine bestimmte Yoga-Technik habe dazu geführt.

Wäre das nicht eine Lösung für das Problem des Hungers, habe sie gedacht, doch ihr Guru habe das von sich gewiesen; die Bauern und Nahrungsproduzenten müssten leben, außerdem seien Not und Hunger die »Peitschen unseres Karmas« und könnten dazu führen, den wahren Sinn unseres Lebens aufzuspüren.

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