Tod am Sonntag in Palermo

Am Sonntagvormittag ist es in Palermo ruhig. Wenig Verkehr. Doch in der Via Libertà fuhr ein 50-Jähriger mit seinem Fiat Doblò kurz vor 10 Uhr auf der Busspur, zu schnell, und erfasste eine Fußgängerin, die weggeschleudert wurde und an der Unfallstelle starb. Der Verursacher flüchtete und wurde von einer Polizeistreife gestellt.

Der 50-jährige Palermitaner leugnete vehement. Seinen Führerschein hatte er im vergangenen Jahr wegen zu schnellen Fahrens eingebüßt. Er fuhr dennoch weiter.

Ich lese immer La Cronaca in der Zeitung La Repubblica, und täglich wird über einen Unfall berichtet. Italienische Zeitungen breiten immer den Hintergrund aus und nennen Namen, was man in Deutschland nicht tut. Kürzlich tötete ein Autofahrer morgens um 4.30 Uhr unter Alkohol- und Drogeneinfluss in Norditalien mit seinem Auto eine junge Frau, die auf ihrem Rad unterwegs zu ihrer Frühschicht war.

Auch das Opfer von Palermo war eine junge, 30-jährige Frau, Gaetana »Tania« Valguarnera, die ebenfalls unterwegs zu ihrer Arbeit in einem Call-Center war. Sie hatte sogar die Schicht getauscht – nicht von 7 bis 11, sondern von 10 bis 14 Uhr –, und so musste sie sterben. Warum nur? War es in den Büchern verzeichnet? Da verblassen meine Probleme; ich bin ja noch hier.

Tania Valguarnera hätte in ein paar Monaten heiraten wollen. Sie besaß ein Diplom der Akademie der Schönen Künste, hatte sich zur Spezialistin in der Bearbeitung wertvoller Metalle ausbilden lassen, 2012 ein Bildhauerinnen-Diplom  erworben und bildete sich in dieser Disziplin in einem zweijährigen Kursus fort. Der Aufprall war verheerend, für Tania gab es keine Rettung mehr.

Da sieht man es wieder, wie ein verantwortungsloses aggressives männliches Subjekt einen wertvollen, jungen, kreativen Menschen mit dem Auto als Waffe niedermäht. Wird das nie enden? Wirviel Leid so unter die Menschen gebracht wird! Warum muss jemand am Sonntagvormittag in Palermo rasen? Man ist sprachlos.

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