Reinkarnation auf Wunsch

Ich habe mich vom Thema Reinkarnation lange ferngehalten, weil es mir nicht zusagte und die Ansichten aus der Geistigen Welt dazu widersprüchlich klangen. Ich fürchte jedoch, es ist so: Wir haben viele Male gelebt und werden noch viele weitere Leben führen; es ist aber unsere Wahl.

Es ist ja nicht immer lustig hier, manchmal sogar richtig tragisch, und viele meiner Freunde schreien auf: »Nein, nicht noch einmal! Einmal reicht.« Doch was Plato schon vor 2000 Jahren schrieb, stimmt wohl: Wir gehen frisch und unbeleckt in die neue Aufgabe, wir erinnern uns nicht an ein früheres Leben. Es ist, wie meine Freunde sich wünschen: Die Klappe fällt, alles wird dunkel, und dann, irgendwann, beginnt ein neues Spiel.

Wir haben die Wahl. Es ist eine Wahl, der wir uns nicht verweigern werden, wenn wir lernen und weiterkommen wollen. Du willst einmal Chef des Unternehmens sein, also musst du erst Abteilungsleiter werden und dich mit Mitarbeitern herumschlagen, dann – kein Weg führt daran vorbei – Verkaufsleiter Mittelamerika, Einkaufsleiter Südostasien, Chef Europa Süd, und dann …

Eine echte, aufrichtige Seele kümmert sich um ihr Fortkommen, und im Jenseits ist es einfach zu angenehm, da macht man keine Lernerfahrungen. Auch nach 50 Jahren im Reich der Illusionen kann und wird man – in Gesprächen mit Weisen und dem eigenen Geistführer – zu dem Schluss kommen, dass man noch ein paar Male auf die Erde muss. (Män könnte sich auch auf einem anderen Planeten inkarnieren, aber welchen Sinn hätte das?)

Die mutigen Seelen planen ihren Aufenthalt auf Erden, wie andere eine Fernreise planen. Robert Schwartz hat in seinem Buch Corageous Souls (2007) Fälle erzählt von Seelen, die ihr Leben mitsamt Familie und Begegnungen und Unfällen und glücklichen Zufällen exakt so haben wollten, damit sie eine wichtige Lernerfahrung hätten oder ein Defizit aus den bisherigen Leben ausgleichen konnten.

Wie kam er an die Informationen? Schwartz kontaktierte Menschen mit schwierigen Lebenswegen, die bereit waren, sich Medien anzuvertrauen. Die Medien schafften es, deren Geistführer zu Wort kommen zu lassen, und sie erfuhren: Ja, die Seele wollte das so, sie hat sich genau diese Widerstände in ihrem Leben gewünscht, um eine Erfahrung zu machen, die tief innen gespeichert wird und die die Seele weitertragen kann in die nächsten Inkarnationen.

Oft haben die wichtigen Menschen in diesem Leben schon in unseren früheren Leben wichtige Rollen gespielt, und irgendwo hieß es, wir müssten alle Erfahrungen ganz intensiv machen und möglichst mehrmals: Mörder und Opfer, Familienvater und Eremit, Star und Versager, arme Sau und reiches Schwein, und dieses Leben, das uns so lange und einmalig und konkret erscheint, ist nur ein Atemzug innerhalb der Ewigkeit.

Der indianische Begleiter White Feather erklärte, die Seele wolle immer besser werden, aber nicht einmal er, seit Jahrhunderten in der Geistigen Welt, sei perfekt, das sei nur die Allerhöchste Quelle. Nur die Besten werden von dem Rad der Reinkarnationen, wie die Buddhisten sagen, befreit. Man solle auch nicht unbedingt durch Hypnose Reinkarnationserinnerungen zu Tage fördern wollen; manche Dinge sollen verborgen bleiben.

Wir alle sind sicher noch nicht weit entwickelte Seelen, wir brauchen noch ein paar Durchgänge. Es wird aber immer besser. Und unser jetziges Leben werden wir bald einmal vergessen haben. Freuen wir uns also schon jetzt auf die in 100 Jahren auf uns wartende »neue Aufgabe«, die »neue Herausforderung«, wie sie uns schon im Wirtschaftsleben angepriesen wird. Auch die Seele will Karriere machen.

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