Meine 10 besten Romane

Vor kurzem nannte mir Giovanna ihre drei Lieblingsromane, und ich nannte die meinen, also meine wichtigsten, und darum wäre, dachte ich mir, eine kleine Liste angebracht: meine 10 besten Romane.

Wobei besten ganz individuell zu nehmen ist. Der Literatur-Nobelpreis widerspricht dem ganzen Gedanken von Literatur, auch wenn die Griechen in Olympia damals Poetik-Wettbewerbe veranstalteten. Solch eine Liste sagt am meisten über mich selber aus. Die ersten drei sind richtige Kaliber, sind dicke, schwer zu lesende Bücher.

1. Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften
2. Fjodor Dostojewski, Der Idiot
3. W. G. Sebald, Austerlitz.

Interessant und nicht zufällig, dass die Helden meiner ersten drei Plätze grüblerische, passive, melancholische Gestalten sind, die irgendwie das Leben an sich vorüberziehen lassen und zögern, einzugreifen. Aber das, muss man sagen, ist wohl das Wesen des Schriftstellers. Er denkt und schreibt, und die anderen handeln. Nun wird es schwieriger. Ich muss mich in meinem Bücherregal umschauen.

4. Giorgio Bassani, Der Garten der Finzi-Contini
5. Uwe Johnson, Jahrestage
6. Flann O’Brien, Der dritte Polizist.

Bislang bis auf Dostojewski alles 20. Jahrhundert und alles aus unserem engeren mitteleuropäischen Kulturkreis, eigentlich schade. Giovanna nannte als dritten Platz Nagib Machfus, Die Kinder unseres Viertels. Aber wir sind eben mit einer Reihe von Büchern aufgewachsen, die uns begleitet haben. Ich werde in meinem Leben etwa 3000 Bücher gelesen haben, und viele aus alter Zeit und anderen Kontinenten waren darunter, aber wir dürfen uns da nicht von correctness-Gedanken leiten lassen.

7. Max Frisch, Stiller
8. Thomas Mann, Der Zauberberg
9. Ernest Hemingway, Über den Fluss und in die Wälder.

Über diese drei darf man etwas die Nase rümpfen. Stiller hat sich bei mir nun etwas abgenützt, aber ich habe ihn lange geliebt, den Zauberberg auch, und obwohl viele den Hemingway-Titel für seinen schwächsten Roman halten, stehe ich zu ihm, weil er so gnadenlos kitschig und melancholisch ist. Fehlt noch ein Abschluss, die Nummer zehn, eine Art Versöhnung und Abrundung. Da fällt mir so spontan nur ein Buch ein, nehmen wir also als

10. Novalis, Heinrich von Ofterdingen.

Das ist ein Buch, das praktisch Mittelalter und frühe Neuzeit zusammenbringt, mit schlichten Gedichten garniert ist und die Romantik verkörpert.

 

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