Die Perle

In der waldreichen Toskana näherte ich mich mit dem Wagen zwei riesigen Kaminen, von denen einer dampfte, und an der Regionalstraße wartete in einer Biegung das aufgelassene Hotel La Perla auf mich. Ich kroch ins Innere und machte ein paar Fotos ins Dunkle hinein. Ruinen begeistern mich, ich bin schließlich Romantiker.

Es war kein nukleares, sondern ein geothermisches Kraftwerk, anscheinend das älteste der Welt. 1904 errichtet, steht es in Larderello zwischen Siena und der Küste. Den Ort begründete (sagt Wikipedia) 1827 François Jacques de Larderel, und nun gehört der Ort dem italienischen Energieversorger ENEL (vollständig, schreibt Wikipedia. 850 Einwohner: Leibeigene?).

Das Kraftwerk Larderello

Das Hotel steht in Sichtweite der Türme, war also gewiss nicht für den Tourismus, sondern eher für die Mitarbeiter der Anlage und Besucher gedacht.

Die Perle der Toskana

Das sieht nach der Rezeption aus

In Santa Marinella gefiel mir ein altes, nicht mehr in Betrieb befindliches Zementwerk, in dem ich gern herumlief, und nie vergessen konnte ich eine ganz verschrobenes, heruntergekommenes fünfstöckiges Wohnhaus an der spanisch-französischen Grenze bei Cèrbères. Vor einem Jahr hatte ich ja auf manipogo den Artikel über Tote Malls.

Die Zeit geht über vieles hinweg. Straßen werden nicht mehr frequentiert, also haben wir unbenutzte Tankstellen, Fabriken stellen ihren Betrieb ein, also lässt man sie leer stehen oder quartiert Künstler darin ein., wie im Geisterfunkhaus an der Nalepastraße in Berlin.

Aus früheren Zeiten hat man Burgen und Schlösser und Villen. Burgen funktionierte man zu Gefängnissen oder Kasernen um, Schlösser richtete man für Touristen her, Villen konnte man verkaufen. Alte Abteien und Klöster stellen ein Problem dar: Sie sind groß, brauchen viel Renovierungsaufwand, und was macht man mit ihnen? Nicht überall wird ein Tagungshotel benötigt. Aber Platz für Flüchtlinge bräuchte man, und man sollte ein wenig umherschauen, die Hinterlassenschaften der Industriegesellschaft sind nicht zu verachten.

Dieser Eintrag wurde am Montag, den 18. Januar 2016 um 00:50 Uhr erstellt und ist in der Kategorie Alte Wege zu finden. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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