Selbstzweck

Der Weihnachts-Wahnsinn. Wir blicken zurück. Im Globus im Zürcher Glattzentrum herrschte Gedränge, alle wollten einkaufen, und auch am Sonntag nach Weihnachten strömten die Leute hin wie irr. Niemand macht sich mehr Mühe, irgendetwas zu erläutern. Es ist so, wie es ist. Was ist, ist sich selbst Zweck.

So ist diese Konsumkultur. Weihnachten ist ein Fest, für das konsumiert wird, und es ist wichtig, weil es wichtig ist. Es ist ein Anker, ein Fixpunkt in dieser Welt. Niemand fragt sich, warum. Das Fernsehen zeigt seine Bilder, Fußballspiele und Sportwettbewerbe finden statt, Ostern wird angekündigt, aber all das ist leer und ohne Bedeutung. Das ist eben so. Da läuft der Autopilot. Diese Welt bei uns ist wie ein glänzender Apfel, der innen wurmstichig ist.

Und weil alles sich selbst Zweck ist, geben die Leute gern den Spruch wieder, der Weg sei das Ziel. Damit wandte sich die Esoterik einst gegen das Zweck- und Zielgerichtete, gegen die Resultate und gegen das Berechnende. Prompt hat die Konsumgesellschaft das »einkassiert« und für seine Zwecke verwendet. Der Weg ist das Ziel heißt hier: Konsumiere und freu dich daran, frag nicht nach einem Sinn.

Interessant, dass die Philosophie seit einigen Jahren immer häufiger das Wort Kontingenz verwendet. Das ist das Sosein. Etwas ist, wie es ist, weil es ist, wie es ist. Irgendwie tautologisch ist das (was heißt: in sich unstimmig, sinnlos, etwas erklärt sich durch sich selbst) und erinnert an die Antwort der Bergsteiger auf die Frage, warum sie auf einen Berg steigen: Weil er da ist. Eine Erklärung ist besser als keine. Das klingt nach Zen-Buddhismus und bringt Einwände zum Schweigen, weil da jede Logik versagt. Vielleicht ist der »blinde« Konsument näher am Zen-Meister, als er denkt.

Der Wahnsinn hat Methode. Die Maschine brummt und läuft auf hohen Touren. Waschstumsraten werden erzielt. Wieso und wozu, ist irrelevant. Man könnte sagen: Menschen arbeiten für andere, dienen anderen und verdienen sich ihren Lebensunterhalt, Konsum macht Freude und bereichert einen, hilft bei der Selbstverwirklichung. Warum sind wir denn hier? Was wollen wir und was treibt uns an? Diese Fragen kommen zu kurz, aber einmal kommen sie.

Ein Kommentar zu “Selbstzweck”

  1. Regina

    Lieber Mandy! Gibt es denn keine Meinung von einem Medium, das sich über dieses Tamtam vor entsprechenden Festtagen auslässt? Würde mich echt interessieren, wie sie dieses Gestresse mit etwas Abstand sehen….? Grüße, ciao Gina