Eine Havanna

Auf einem Holzbrettchen kappte ich mit dem schärfsten Messer, das ich hatte, zwei Millimeter vom hinteren Ende einer Zigarre weg: der Anschnitt. Die Öffnung. Und jetzt rauche ich sie, eine Havanna. Dazu läuft das Konzert des Orquestras Buena Vista Social Club.

Es ist die erste von vier Zigarren, die mir Reinhard aus Stuttgart zu Weihnachten geschickt hat. Man kann sie nicht ewig liegenlassen; sie trocknen rasch aus, wenn man keinen Humidor hat, einen Behälter, der den Zigarren Feuchtigkeit zuführt.In Have A Cigar, dem dritten manipogo-Beitrag überhaupt am 11. August 2012, rauchte ich gerade eine letzte von drei Zigarren Reinhards.

Rauchend in Freiburg, Rauchend vor 20 Jahren in Freiburg. Nun sind die Schläfen grau.

Rauchend vor 20 Jahren in Freiburg. Nun sind allerdings die Schläfen grau. Doch die Zigarre schmeckt noch.

Ist nötig, etwas Kuba-Ambiente. Ich muss über die Karibikinsel schreiben, weil ja im März Barack Obama zu seinem historischen Besuch dort war, dem ersten eines US-Präsidenten seit 1928. Nun wird vielleicht bald das Embargo der Vereinigten Staaten aufgehoben, das der Insel sehr geschadet hat.

Gerade läuft der Song Chan Chan mit den berühmten Zeilen »De Alto Cedro voy para Marcané / llegó a Cueto voy para Mayarí«, drei Mal zu wiederholen. Als Giovanna und ich 2002 nach Kuba reisten, war der Film Buena Vista Social Club von Wim Wenders erst drei Jahre alt. Giovanna orakelte schon damals, bald werde die Insel sich öffnen und ihren Charakter verlieren, aber das hat nun doch 14 Jahre gedauert. Die berühmtesten Musiker aus der damaligen Truppe ― Ibrahim Ferrer, Manuel Galván, Rubén González und Compay Segundo ― sind gestorben, aber sie sind alle älter als 80 geworden und genossen in den letzten Jahren ihres Lebens Weltruhm.

Wir nahmen damals vom Strand ein paar Agaven-Pflanzen mit, die seither in zwei Ecken meiner Wohnung wachsen und gedeihen. Aus den ursprünglich 7 Blättern sind 19 geworden, und die höchsten sind so groß wie ich. Ach, schön war das damals: Wir kamen in ein Hotel, und ein alter Pianist spielte vor sich hin, und ich rauchte eine Zigarre und trank Whisky; wir hatten all-inclusive. Geh zur Bar und hol dir was!

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Und, ja, die Frauen. Zwar war der Bevölkerung der Kontakt zu Touristen verboten, aber in einem Schulhaus während eines Konzerts, als Giovanna gerade sich woanders umgeschaut hatte, machten gleich zwei junge Kubanerinnen an mich heran und mich an … Die alten amerikanischen Straßenkreuzer in Havanna, die, wie man erfuhr, manchmal nur winzig kleine Motoren eingebaut hatten. Der Malecón Havannas, die Strandpromenade! Radeln kann man da schön. Bis die Massenmotorisierung Kuba jedoch erreicht und die Bewohner genug Geld haben, sich ein Auto kaufen zu können, wird es aber noch dauern. Bis dahin gibt es vielleicht schon kein Erdöl mehr.

Ein bißchen kubanischer Espiritu täte mir gut. Es fehlt etwas die Frühlingsfrische. Aber der schönen Insel und ihren liebenswerten Bewohnern wünschen wir Alles Gute.

 

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