Trinken!

Bei meiner Rückfahrt im Zug von Offenburg nach Freiburg sprach ich mit zwei jungen Pakistani, von denen einer blessiert war: Ein »wichtiger« Handy-Anruf sei gekommen, er habe ihn entgegengenommen und gestürzt. Getrunken hätten sie auch nichts.

Ein Landsmann von ihnen sei 100 Kilometer nach Nonnenhorn am Bodensee gefahren, ohne zu trinken, und dann habe er sich von den Eltern abholen lassen müssen. Eine junge Frau sagte mir, als sie ausstieg, damit habe sie täglich zu tun; sie arbeite beim Rettungsdienst im Raum Emmendingen, und da müssten sie andauernd dehydrierte Radfahrer retten und ins Krankenhaus bringen, wo sie beobachtet würden.

Wenn es so schwül ist wie in der letzten Maiwoche, muss man viel trinken! Der junge Mensch besteht zu 70 Prozent aus Wasser, das alle Funktionen des Körpers regelt (der alte Mensch zu 50 Prozent).  Trinken ist ein Problem der alten Menschen. Kürzlich ermahnte uns wieder der Hausarzt meiner Mutter, die »Trinkmenge« sei ein Problem. Wir mahnen immer: Trink doch! Wir gehen erst, wenn du das ausgetrunken hast! Dann nimmt meine Mutter wieder einen Mikroschluck, nimmt mit den Lippen zehn Tropfen auf, und das war’s.

Jugendbildnis: Im Jahr 2000 in Südtirol

Jugendbildnis: Im Jahr 2000 in Südtirol

Alte Menschen spüren keinen Durst mehr. Es kommt vor, dass man ausgetrocknete Menschen in ihrer Wohnung findet, die dann natürlich verwirrt sind. Das muss nicht ein Alzheimer-Schub sein: Wenn sie wieder gut mit Flüssigkeit versorgt werden, erholen sie sich rasch.

Ich trinke gern, am liebsten natürlich Bier. Aber auch mir ist es passiert, dass ich andauernd fuhr, nicht anhalten wollte und das Trinken vergaß, einmal, als ich aus dem spanischen Landesinneren mich nach Benidorm bewegte. Danach holte ich die Flüssigkeit auf, aber man hat das Gefühl, Liter um Liter in sich hineinzuschütten, ohne dass es besser wird. Man wacht mit trockenem Mund auf, geht zur Toilette und trinkt einen Schluck Wasser vom Hahn. (Manchmal ist es aber auch die Mundspülung, die die Schleimhäute austrocknet.) Auch vor drei Jahren, auf dem Weg von Stuttgart nach Offenburg, habe ich zu wenig getrunken. Dann schüttet man ein kaltes Bier in sich hinein, und die Schleimhäute gerben sich und schreien auf: zu kalt!

Der Radprofi trinkt auf einer Alpenetappe vermutlich zehn Liter. Es gab eine Phase, da hieß es im Rennsport, man dürfe nicht viel trinken (Hugo Koblet ignorierte das immer). Das ist falsch. Aber zu viel zu trinken ist genauso falsch. Das schwemmt die Nährstoffe aus dem Körper, und man klappt zusammen. Wie immer ist das richtige Maß entscheidend.

Da gehen Leute auf eine Radtour und ignorieren die Bedürfnisse ihres Körpers, der das Rad bewegen soll. Der Sommer ist da, lasst euch Getränkehalter montieren, steckt eine hübsche 0,7-Liter-Flasche hinein und füllt sie mit Wasser und ein wenig Zitrone. Schmecken soll es schon. Man kann auch anhalten und ein Bier trinken oder einen Kaffee. Ich fülle meine Flasche gern auf der Toilette des Cafés am Wasserhahn. Und manchmal denke ich, dass antialkoholische Getränke viel zu teuer sind. 2 Euro für einen halben Liter Apfelschorle ist schon extrem. Wasser hilft am besten. Ist kostenlos. Leider gibt es hierzulande nicht viele Brunnen wie in Italien oder in der Schweiz.

Trinken, Leute, trinken! Wir wollen doch, dass euch das Radfahren Spaß macht. Ihr sollt nicht eine Nacht im Krankenhaus verbringen müssen.

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.