Manchester

An jenem Montagabend, an dem die im vorigen Beitrag erwähnten Sportler für tot erklärt wurden, zerfetzte ein Selbstmord-Attentäter in Manchester sich selbst und riss 22 Menschen mit in den Tod. Ich lebte fröhlich in der Welt der alten Räder und wusste es nicht; keiner sagte mir auch nur eine Silbe davon.

Eigentlich merkwürdig. Alle Teilnehmer hatten doch Smartphones, soweit ich beobachten konnte. Nichts über Manchester drang zu mir. Kein Wort. Erst nach meiner Rückkehr erfuhr ich, eher beiläufig, davon. Hat anscheinend niemanden beeindruckt. Oder man wollte sich die Feierstimmung nicht kaputtmachen lassen.

Dann kam der Anschlag in Kabul (man verliert sie alle aus den Augen, mal wieder Bagdad, dann Mossul …). 350 Verletzte. Wie machen sie das; dafür muss man fast ein Krankenhaus leerräumen. Der ISIS tötet auch Landsleute, nicht nur Ungläubige. Ist ein Schiit für den Sunniten ein Todfeind? Denken wir im Luther-Jahr 2017 einmal 500 Jahre zurück. Erst die Bauernkriege von 1525, dann der Dreißigjährige Krieg (1618-48) entvölkerten das, was heute Deutschland ist. Da wurden Greuel begangen, da wurden Dörfer niedergemetzelt, es gab Millionen Tote. Da steht Arabien heute.

DSCN1974 Das Christentum war immer eine Leistungsreligion, sagte mein Verwandter. Es ging darum, die Verdammnis zu vermeiden und, im Gegenteil, Punkte fürs Paradies zu sammeln. Das führt leicht zu einer Krämermentalität. Der Klerus benutzte die Angst vor der Hölle dazu, Macht über die Seelen zu gewinnen. Ein alter Mann erzählte mir, wie er als Kind auf dem Dorf von Pfarrer gescholten wurde, weil er vor dem Stellvertreter Gottes (so nannte sich dreist der Priester) seine Mütze nicht abgenommen hatte. Die Angst war groß, aber Beweise für die ewige Verdammnis gab es nicht. Die Bibel spricht davon

Es gibt auch keinerlei Beweis dafür, dass Selbstmordattentäter von wunderschönen Paradiesmädchen empfangen werden, wie der Koran behauptet. Ich könnte denen, die mit einer solchen Tat spekulieren, zurufen: Glaubt das nicht! Ich habe zehn Jahre fast alles gelesen, was man über das Jenseits wissen kann, aber von Lohn und Preis für diejenigen, die Unschuldige töten, habe ich nie gelesen. (Illustration: aus dem Film Ghostbusters)

DSCN4016Im Jenseits mag es, wie Robert Monroe schreibt, Glaubensregionen geben, in denen die leben, die einer Religion anhängen. Da treffen sie dann die Heiligen, denen sie durch ihren Glauben psychische Kraft verliehen haben. Das Jenseits ist ein geistiges Reich, für dessen Ausgestaltung wir selbst verantwortlich sind. Der Stand unseres Bewusstseins entscheidet. Die Welt ist gut. Die Liebe regiert sie. Wer dagegen verstößt, hat das falsche Bewusstsein und wird leiden. Wer anderen den Tod bringt, kommt in die Hölle. Wer wie der Täter von Manchester tausend Menschen unglücklich macht (und nicht nur für einen Tag, sondern für den Rest ihres Lebens), der wird tausend Jahre unglücklich sein, und das ist nur gerecht. Er wird hundert Leben als Wurm verbringen und in 50 Leben davon zertreten werden, und hundert Leben wird er Ratte sein, doch nach tausend Jahren könnte er auch erlöst werden. Paradiesmädchen werden ihn höchstens empfangen, wenn er seinem Mullah, der ihn zum Selbstmordattentat überreden möchte, eine Kugel in den Kopf jagt, denn das wäre eine gute Tat. (Illustration: Geisterbahn auf der Wies’n)

Jemand hofft aufs Paradies und verdammt sich auf eine lange, lange Zeit, die man fast als Ewigkeit bezeichnen möchte. Da fiel mir eine Stelle aus der Jenseitsreise im Jahrhundertrennen ein, und damit endet meine Predigt. Albert Einstein, der Reiseführer, erklärt alles:

Hinter ihnen kracht es ohrenbetäubend laut. Ist explodiert ein Stern?
Ein fürchterlicher Schrei, Rauch über einem Gipfel, jemand stöhnt.
Andere kreischen, und das Stöhnen wird noch lauter. „Sie zerr‘n
n seinen Gliedern, seinen Resten, die verblieben, und es tönt“,
sagt Albert kühl, „als rissen sie, die Opfer, ihn erneut in Stücke,
wie er, der Attentäter, es mit ihnen tat, wie er das Leben hat verhöhnt.
Die schlimme Tat, von der er hoffte, dass sie glücke,
erlebt er immer wieder, immerzu, er explodiert,
geblendet von der eignen Mordlust, von seiner Heimtücke.
Wir sind ja stets erschüttert, wie manche Menschen sind vertiert,
ach, falsch, kein Tier tut sowas: wie unmenschlich doch manche Menschen sind.
Wollten sie nicht das Paradies? Das falsche. Man hat sie manipuliert.
Doch Unschuldige zu töten ist ein Verbrechen, das weiß jedes Kind.
Wir lassen nun die Hölle hinter uns.“ Er streicht sich übers weiße Haar.
„Sind wir zusammen? Sind wir alle? Wie traurig, viele sind so blind.
Wir könnten uns vertragen, so viel lernen, diese und jede Welt wär wunderbar,
gäb es die Liebe nur und Wissen, Philosophie und die Physik.“

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