Die Unsterblichen

De udødelige heißt der Roman des norwegischen Autors Ketil Bjørnstad (geboren 1952) im Original. Da hat man mal den Titel wörtlich übersetzt. Gutes Beispiel für einen Roman dieser Jahre (2011 ist er erschienen), darum eine knappe Rezension wert.

Meine Bekannte Anneliese wollte wissen, was ich davon hielte. Auf maniopogo antworte ich: wenig. Geschildert wird das Leben, prall und intensiv, aber es kommt einem nicht richtig nah, weil es konventionell und uninspiriert geschrieben ist. Im Mittelpunkt: ein Hausarzt, verheiratet mit einer Frau, die Bücher schreibt. Thomas Brenners Weltsicht und Gedanken bekommen wir mitgeteilt.

Er ist Arzt in Oslo, hat zwei Töchter, und die Eltern den beiden Eheleute (Thomas und Elisabeth) sind hinfällig. Das Pflegeheim droht. Das Alter (Thomas ist 58, Elisabeth 60) macht sich bemerkbar. Die Beziehung hat Höhen und Tiefen. Geld ist da, kein Problem. Die Sprechstunden in der Praxis; der Transport der Mutter ins Altenheim; eine bevorstehende Reise nach Chicago; Tochter Lina verletzt sich; eine Kollegin macht Avancen; eine große Ehrung für den Doktor ist zu erwarten; er hat ein Herzproblem und Elisabeth einen Knoten in der Brust.

Alles läuft auf diese Reise nach Chicago hin. Da ist die Familie vereint und enthusiastisch: Wir sind unsterblich! Der Autor wird diese Aussage relativieren; Bücher aus dem hohen Norden sind immer pessimistisch. Die Unsterblichen ist gut durchkomponiert, und der Schluss kann durchaus überzeugen.

Aber Stil und Inhalt können einen nicht mitreißen. Wäre gut zu verfilmen, das Buch. Neuere Romane sind so schlicht geschrieben, dass sie sich wie Drehbücher lesen. Leider sind die Gedanken des Thomas Brenner nicht besonders originell; es ist das, was ein wohlbestallter Arzt aus Oslo wohl so denkt über die Welt und ihre Bewohner. Diese ganze Familiensoße will man auch nicht unbedingt haben, das nervt. So faktisch und brav hingeschrieben, wirkt das fad.

Solche Romane braucht man nicht unbedingt. Die Sprache ist eigentlich die Hauptperson des Romans. Für eine Geschichte, die mir so erzählt wird, als erzählte es mir ein Nachbar, brauche ich keinen Roman. Dieses literarische Genre ist dabei, abzudanken. Es ist in unseren Tagen nur noch ein Herunterbeten von Dingen, die angeblich geschehen sind, garniert von Gedanken, die ihre Banalität nicht verbergen können. Kein Tiefgang, keine Überraschungen, keine Experimente. Da kann ich mir gleich einen uninspirierten Film anschauen.

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