Die Hexen Islands

Die Hexen Islands, die im 17. Jahrhundert verbrannt wurden, waren Hexer, und vermutlich nicht einmal das. 20 Männer wurden verbrannt und nur eine Frau. Von 1550 bis 1650 starben in Deutschland schätzungsweise 4000 Menschen — hier meist Frauen — nach angeblich bewiesener Hexerei auf dem Scheiterhaufen. Aber Island war ja dörflich und dünn besiedelt.

Ich hatte im September, glaube ich, meinen guten Bekannten Gerhard Maria Kirk besucht, der nach seinen Jahrzehnten im Journalismus nun die Rente genießen darf. Er war kurz zuvor auf Island gewesen (sagt man das bei Inseln so? Ich war auf Sizilien, aber in Irland, in England, jedoch auf Sylt, auf Rügen. Vielleicht sagt man auf bei kleineren Inseln.) und noch voller Begeisterung. Er holte eine Karte, und wir redeten über Island.

So stelle ich mir Island vor: Nordfrankreich, 2011

Ich hatte ein Buch übersetzt, dessen Verfasser ein Jahr auf Island gewesen war, dann hatte ich auf dem Sender Raiuno einen Beitrag über die Insel gesehen, und ich kenne den großen Parapsychologen Erlendur Haraldsson. Erstaunlich, wie gut man sich alles vorstellen kann, ohne je dort gewesen zu sein. Andere sagen: Island? Kleine Pferde, viel grün, schlechtes Wetter, alles teuer. So könnte es auch sein. 

Ein echter Isländer: Erlendur Haraldsson

Gerhard ließ mir dann 20 Seiten über Hexerei und Magie in Island ausdrucken, und die liegen vor mir. Es geht um ein Museum über isländische Magie und Hexerei in Hólmavik im Bezirk Strandir, vom Volksmund als »Heimat der List« bezeichnet. Das Wappen des Bezirks zeigt ein Zauberzeichen, Ægirs Helm. Das Zeichen soll, an die Stirn gepresst, den Sieg über Widersacher bringen und ist auch ein Schutz gegen den Zorn der Obrigkeit. Das Zeichen »Hulinhjálmur« hingegen kann unsichtbar machen. Allerdings braucht man dazu Blut eines lebenden Raben und sein Herz nach dessen Tod. Man ritzt das Zeichen auf Braunkohle.  

Wer reich werden will, muss zur Leichenhose greifen, der nábrók. Voraussetzung ist ein Pakt mit einem Menschen, den man nach seinem Tod von der Taille abwärts häutet. Diese Hose zieht der Aspirant an, dann klaut er einer Witwe an einem Christfest eine Münze und steckt sie in den Hodensack der Hose. Sodann wird das Geld fließen. Er sollte sich vor seinem Tod aber der Hose entledigen, sonst ergeht es ihm übel.  

Hexerei und Magie waren Straftaten. 12 Schöffen urteilten in einem Fall. Die häufigste Strafe war das Auspeitschen. Andere wurden enthauptet oder eben verbrannt. Viele Amtmänner, die dieses Urteil verhängten, hatten in Dänemark oder Norddeutschland studiert und kamen voll Eifer auf ihre Heimatinsel zurück. Jón Rögnvaldsson wurde beschuldigt, einen Toten erweckt und einem Feind auf den Hals geschickt zu haben. Es reichte, bei dem Angeklagten Papiere mit Runen und magischen Zeichen zu finden, und er war verloren.  

Manchmal gab es krasse Fehlurteile. Die Frau von Pfarrer Björnsson lag 1669 sechs Monate krank darnieder, und ein Geist trieb sich angeblich in der Wohnung herum. Die Frau vermutete, Jón Leifsson sei schuld, dem sie die Hand einer ihrer Töchter verweigert hatte. Leifsson gab zu, okkultes Wissen zu besitzen und wurde verbrannt, und dann auch noch sein Lehrer Erlendur. Fünf Jahre später, 1674, wurde Frau Björnsson wieder krank, und zwei weitere Männer wurden verbrannt.  

1678 wiederholte sich das. Unter den zwei Verbrannten war auch die einzige Frau. 1683 erwischte es Sveinn Arnason, den Familie Björnsson auch angeklagt hatte. Die Frau des Pfarrers soll nervös und eine Trinkerin gewesen sei. Sie allein war also für ein Drittel der Opfer des irländischen Hexenwahns verantwortlich.  

1652 ging eine seltsame Krankheit in Trékyllisvík um. Frauen gerieten in Ekstase und wurden mit Schaum vor dem Mund aus der Kirche getragen. Hier verbrannte man zwei Männer. 1656 klagte der Pfarrer von Eyri, wiederum wegen einer Krankheit, einen Vater und seinen Sohn an. Sie gaben, zu, einiges über Hexerei zu wissen und wurden zum Tod verurteilt. Der Pfarrer erhielt ihre Habe als Schadenersatz. Man weiß also besser nichts über Hexerei. Auch Sizilianer wissen, dass es besser ist, nichts zu wissen.        

 

       

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