Viel Leerstand

Nein, die Welt wird morgen nicht untergehen. Sie wird sich weiterdrehen, nicht munterer als zuvor, aber weiter mit sturer Regelmäßigkeit, mit dem treuen Mond als Trabanten. In 100 bis 200 Jahren wird sie sich auch noch drehen, aber vielleicht mit nur einem Bruchteil seiner Bewohner oben drauf; aber zu Recht können alle die Milliarden, die sich soeben mit ihr drehen, sagen: »Was geht mich die Welt in hundert Jahren an?«

Und diese Einstellung ist das Problem. Die Leute interessiert auch nicht, was mit der Welt in 70 Jahren ist oder in 30. Dennis Meadows, der 1972 mit anderen das Buch Die Grenzen des Wachstums herausbrachte, hat vor kurzem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung klar gesprochen. Die Erwärmung des Planeten um zwei Grad bis Ende des Jahrhunderts werde kommen. Das sei eine Katastrophe. Das Kernproblem sei nicht die Erwärmung, sondern das Wachstum an Menschen und der Industrie.  

Er sagte zum Abschluss: »Als wir das Buch 1972 herausbrachten, haben wir gefragt: Wollt ihr auf die Achterbahn, ja oder nein? Wir sind eingestiegen. Und jetzt geht’s immer schneller und schneller, und wir verlieren zusehends die Kontrolle. Was tut man auf einer richtigen Achterbahn, wenn man oben angekommen ist? Man tut alles, um zu überleben. Da stehen wir jetzt.« 

Achterbahn haben wir nicht. Dafür Karussell: in Rom

Übertrieben. Noch geht’s nicht ums Überleben. Vielleicht müsste der Enkel meines Kinds, hätte ich eines, ums Überleben kämpfen. Ende des Jahrhunderts sollte es allmählich kritisch werden. Wir wissen es noch nicht. Aber halt … wir könnten etwas wissen, wenn wir unkonventionelle Ergebnisse mit einbezögen. Tun wir aber nicht. Doch ich tue es.  

Chet Snow hat 1993 das Buch Mass Dreams of the Future herausgebracht, das die Arbeit der Reinkarnationstherapeutin Helen Wambach behandelt. Sie versuchte zur Abwechslung, Klienten sich an zukünftige Leben erinnern zu lassen. Man hatte 1100 Teilnehmer hypnotisiert und sie nach Leben in den Jahren 2100 und 2300 gefragt. Fünf Prozent sahen sich im Jahr 2100 leben, 12 Prozent im Jahr 2300. Das könnte bedeuten, dass im Jahr 2100 die Bevölkerung um 95 Prozent gesunken und sich 200 Jahre danach wieder erholt haben wird. Ist nur eine Vermutung.   

Wiedergegeben hat die Studie Jenny Cockell in ihrem Buch Past Lives, Future Lives (1996). Sie erinnerte sich einst an ein Leben als die Irin Mary, die 20 Jahre vor ihrer Geburt starb, und dann, auf einer Autofahrt 1990, fühlte sie sich wie zwei Personen, und sie wusste, dass die andere ein Mädchen war, Nadia, das im östlichen Nepal leben würde: Denn es war ein Bild aus der Zukunft, das wusste sie.  

Sie ließ sich von ihrem Therapeuten Jim Alexander hypnotisieren, und im Jahr 2050 fand sie sich als Nadia, acht Jahre alt. Sie schilderte ihre Lebensumstände, und später, als Alexander sie ans Jahr 2080 denken ließ, kam − nichts mehr. Anscheinend war Nadia nicht einmal 40 Jahre alt geworden. Sie »erinnerte« sich aus der Zukunft außerdem an ein Leben als die Naturforscherin Janice 2228 und als die 15-jährige Kalifornierin Sheryl Vaughn 2285.  

Sheryl hatte von einem Rückgang der Bevölkerung gesprochen, von verschwundenen Vögeln und Fischen. Die chemische Umweltverschmutzung, Allergien, neue Viren und Unfruchtbarkeit mögen dazu geführt haben, dass die englischen Midlands ziemlich leer wirkten, wie Janice bemerkte. Es habe keine große Katastrophe gegeben. Dennoch: Hoffnung. Kein Rückschritt in ein simples Leben, sondern die beste Technik überhaupt. Keine Gewalt, keine Bedrohung. Ruhige Zeiten. 

Ruhige Zeiten. Heute und künftig. (bei St. Gallen)

Jenny Cockell meint, bis 2050 sei alles okay. Erst im Verlauf des 22. Jahrhunderts wirkten sich Giftstoffe aus, die Lebenserwartung könne auf 50 Jahre sinken, und um das Jahr 2200 werde sich die Weltbevölkerung auf einem Tiefstand befinden. Dann aber würden die Lebensbedingungen immer besser. Und Jenny hat auch einen Trost parat: Weniger Leute, das bedeute auch, dass wir uns mit einer neuen Inkarnation mehr Zeit lassen könnten. Wir bleiben länger in der Lichtwelt, wir läutern uns gründlicher und bringen mehr Liebe und Verbundenheit in die zukünftige Welt.    

 

 

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