Santa Marinella (2)

Nach einer Woche kannte ich schon eine Menge Leute in Santa Marinella: die Verkäuferinnen im Supermarkt, den Barista im Internetcafé, den Fahrradhändler, die Eisverkäuferin; dann den Belgier, der einen Souvenirladen betreibt, zwei bettelnde Obdachlose, die beiden Straßenreiniger, die täglich unten am Meer vorbeikommen; einen Immobilienagenten, den Bahnbeamten und den Besitzer der Bar Gattammare, der dem Schauspieler Jeff Bridges ähnelt.     

Mein Hotelzimmer hatte nach links in der Ferne Meerblick, und da kommt gerade ein weißes Schiff vorbei und bewegt sich in Richtung Civitavecchia, von wo die großen Dampfer ablegen. (Auf einer Fahrradtour traf ich fünf, die auf einem Kreuzfahrer arbeiteten und mit dem Rennrad unterwegs waren: ein Deutscher aus Potsdam, ein Philippiner, ein Kanadier und zwei Amerikaner. Ich spannte mich vor und führte die Gruppe gegen den Wind.)

 

Mein Lieblingsplatz liegt unten am Meer, und man erhält Zutritt zu ihm über die Piazza dell’Unità d’Italia, man muss nur noch ein paar Stufen hinuntergehen.

  

Hier unten: der traumhaft stille Largo Armando Padelletti mit zwei Steinbänken zum Andenken an Wanda Schiroso. Da kommen jeden Morgen um zehn die beiden Stadtreiniger vorbei, ein dicker Italiener und ein dünner Südamerikaner. Von diesem Platz kann ich mich kaum trennen. Mein Hotelbesitzer kannte Padelletti, der Schneider war und sehr umweltbewusst: Wenn irgendwo illegal etwas gebaut wurde, protestierte er sofort.

 

Wenn man dann weiter links die Straße entlanggeht, gibt es in Gärten hinein atemberaubende Blicke in Anwesen, hinter denen sich das Meer ausbreitet. 

 

Am Lungomare gibt es einen kleinen Weg zum Meer, und da war der Lieblingsplatz von Papst Pius XII., der im Kriegsjahr 1939 geweiht wurde und nicht viel unternahm, um die Juden vor der Ermordung durch die Nationalsozialisten zu retten.

Und dann noch einmal der Padelletti-Platz, als ich mich von ihm verabschiedete.

 

 

 

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