Amore

Die Liebe … und gleich klingt es kitschig und übertrieben. Vielleicht sollte man nicht zu oft von ihr sprechen. Ab er auf Reisen merkt man es: Die Menschen gehen gut miteinander um. Sie helfen einander. Irgendwann wird das Paradies neu erschaffen sein, in tausend Jahren, und die Menschen wachen auf, gehen in die Arbeit und fallen sich in die Arme: Ach, wie schön, dich zu sehen. Lass uns was Gutes tun.

Da war ja diese Konferenz über die Zeit in Santa Marinella, der Referent sprach immer vom Preis, den man für alles zahlen müsse, doch irgendwann sprach ein Teilnehmer sogar das Wort »affetti« aus, Gefühle, ja, das Gefühlsleben gab es auch im amerikanischen Weltbild des Referenten, war weiter unten angesiedelt, denn in diesem Weltbild ist der Mensch zunächst einer, der etwas will; und zum das zu kriegen, muss man einen anderen besiegen. Man nimmt dem anderen die Frau weg, dann stimmt es im Gefühlsleben.  

Das Hotel Roma in Misano Adriatico

Bei der Konferenz waren die Teilnehmer alle nett, aber vor allem war da der große, glatzköpfige Alessandro, der einen immer verzückt anschaute, und einmal, als ich etwas Interessantes gesagt hatte, meinte er, ob er mich dafür umarmen dürfe. Auch Antonio war toll, Sergio lachte die ganze Zeit, und eine warme Atmosphäre hüllte uns ein. Natürlich, Männer untereinander sind leichter offen und herzlich als vielleicht Frauen untereinander oder Frauen und Männer. 

Von hinten gelesen

Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, mit Alessandro, Antonio, Sergio und anderen Freunden (mit Jan aus Norwegen oder Jean-Louis aus Frankreich, der sich immer vom Leben führen ließ) in einer spirituellen Gemeinschaft zu leben, in der sich alle mit „Gesegneter Morgen, mein Lieber“ begrüßen und sich anstrahlen.    

Badeanstalt in Viareggio

Als wir uns dann draußen um Gabriella und Irene aus Sardinien scharten, wurde es auch lustig, aber sofort schwingt da etwas anderes mit, Yin und Yang, und wie wäre es, wenn Gabriella und Irene auch in der Gemeinschaft lebten? Sofort schwierig. Wenn sich Paare bilden, wie es natürlich ist, weiß man nicht, wie Zukurzgekommene oder Zurückgewiesene darauf reagieren.

Alle spirituellen Gemeinschaften mit gemischten Geschlechtern scheitern, es gibt Streit oder the guru takes it all, nur Nonnenklöster und Männerabteien funktionieren, obgleich es zwischen beiden im Mittelalter regen Austausch gab, und, mal ehrlich: Was soll falsch daran sein? Liebe gibt es genug, ich kann eine Frau lieben und Gott; oder Gott in der Frau wie Ibn Arabi.   

Bayerischer Kitsch: in der Auslage vor einer Münchner Kirche

Wenn ich so nachdenke: Ja, ich glaube, ich könnte sogar eine Frau mit einem oder zwei oder drei anderen teilen, ohne verrückt zu werden. Niemand muss eifersüchtig sein. Wenn eine Frau mich nicht mehr will, ist es eben so. Die Zweierbeziehung  als einzementierte Grundfigur dieser Gesellschaft ist einfallslos, und denken wir an Dr. Tatiana! (Ein Beitrag, der erst kommt!) Aber die Leute folgen eben den sozialen Rollenmustern, die festlegen, wie man um den potenziellen Partner wirbt, und dann, wenn man ihn hat, gehört er zu mir, auf ewig, dann die zwei Autos, die zwei Kinder und das Reihenhaus. Gut, hat bisher ja funktioniert.

Dieser Eintrag wurde am Mittwoch, den 12. Juni 2013 um 00:30 Uhr erstellt und ist in der Kategorie Mystik zu finden. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

Ein Kommentar zu “Amore”

  1. Renate Frank

    bei vielen funktioniert es aber auch nicht. und nachdem sie versucht haben, mit dem zweiten kind die risse zu kitten… fällt alles zusammen. mit dem nächsten partner, der meist genauso ist wie der vorherige, fängt dann alles nach dem gleichen muster wieder von vorn an. manche finden auf ihrer suche eher nichts, sich selbst auch nicht.