Die Frau mit dem Korb

Ich bin einfach verzaubert von diesen poetischen Einleitungen zu den Krishnamurti-Gesprächen in dem indischen Buch, aus dem ich schon in dem Beitrag Weltabkehr zitiert habe. Da gibt es noch eine wunderbare Stelle, und manchmal macht es Spaß, ein paar Sätze aus dem Englischen zu übersetzen und zu schauen, ob man den Geist dieser Seite in der eigenen Sprache wiedergeben kann. Hier geht es um eine Frau, unterwegs zum Markt.

 »Sie trug einen großen Korb auf ihrem Kopf und hielt ihn mit einer Hand fest; er musste ziemlich schwer sein, aber das Gewicht beeinträchtigte den Schwung ihres Gangs nicht. Sie hielt sich schön ausgewogen, ihr Schritt war leicht und rhythmisch. An ihrem Arm hingen große Ringe, die ein leises Klingeln von sich gaben, und an ihren Füßen trug sie alte, abgetragene Sandalen. Ihr Sari war zerrissen und schmutzig, er war schon lange in Gebrauch. Normalerweise hatte sie einige Begleiterinnen bei sich, die auch alle Körbe trugen, aber an jenem Morgen war sie alleine auf der rauhen Straße. 

Die Sonne war noch nicht besonders heiß, und weit oben am blauen Himmel schwebten Geier in großen Kreisen, ohne dass ihre Flügel flatterten. Der Fluss lief unhörbar neben der Straße hin. Es war ein sehr friedlicher Morgen, und diese einzelne Frau mit dem großen Korb auf ihrem Kopf schien ein einziger Ausdruck von Schönheit und Anmut zu sein; alle Dinge schienen auf sie zu deuten und sie als Teil ihres eigenen Wesens zu akzeptieren. Sie war nicht ein abgetrenntes Wesen, aber Teil von dir und mir und von jenem Tamarindenbaum.  

Sie ging nicht vor mir, aber ich ging mit jenem Korb auf meinem Kopf. Es war keine Illusion, war keine kultivierte Identifikation, die ich mir ausgedacht oder herbeigesehnt hätte und die über alle Maßen hässlich gewesen wäre, sondern eine Erfahrung, die mir natürlich und unwillkürlich vorkam. Die wenigen Schritte, die uns trennten, waren verschwunden; die Zeit, die Erinnerung und der große Abstand, den der Gedanke hervorruft, waren nicht mehr wahrzunehmen.  

Es gab nur jene Frau und nicht mich, der ich ihr zusah. Und lang war der Weg in die Stadt, wo sie den Inhalt ihres Korbs verkaufen würde. Gegen Abend würde sie dieselbe Straße zurückkehren und die kleine Bambusbrücke auf dem Weg zu ihrem Dorf überqueren, um am nächsten Morgen wieder aufzutauchen, mit ihrem Korb wieder voll.«             

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