Die Schönheitspflege der Frauen

Die Beschäftigung mit Geschichte macht einen demütig. Was viele heute für skandalös und verwerflich halten, hat es früher auch schon gegeben. Bleibt ruhig, Leute! Wer meint, dass Frauen zu viel für die Schönheit ausgeben und tun, könnte bei Jakob Burckhardt nachlesen über die Renaissance, etwa die Zeit von 1450 bis 1550. Schon zu den Promis hatte er Interessantes zu sagen.

Der Basler Historiker Burckhardt war ein großer Stilist und das Buch aus dem Jahr 1860, also mache ich’s mir leicht und zitiere einfach.  

»Soviel bleibt aber doch wohl außer Zweifel, dass nirgends ein so großer Wert auf die Tracht gelegt wurde, wie in Italien. Die Nation war und ist eitel, außerdem aber rechneten auch ernste Leute die möglichst schöne und günstige Kleidung mit zur Vollendung der Persönlichkeit. (…) In Venedig und Florenz gab es zur Zeit der Renaissance für die Männer vorgeschriebene Trachten und für die Frauen Luxusgesetze. (…)« 

Historienspiel in Barletta (Apulien), 2011

»Eine besondere Beachtung verdient die Bemühung der Frauen, durch Toilettenmittel aller Art ihr Aussehen wesentlich zu verändern. In keinem Land Europas, seit dem Untergange des römischen Reiches, hat man wohl der Gestalt, der Hautfarbe, dem Haarwuchs von so vielen Seiten zugesetzt, wie damals in Italien. (…) Vor allem werden falsche Haartouren, auch aus weißer und gelber Seide, in Masse getragen, verboten und wieder getragen …« 

»Die Idealfarbe aber, welche man in den eigenen wie in den aufgesetzten Haaren zu erreichen strebte, war blond. [Das ist heute noch so!] Und da die Sonne im Rufe stand, das Haar blond machen zu können, so gab es Damen, welche bei gutem Wetter den ganzen Tag nicht aus der Sonne gingen; sonst brauchte man auch Färbemittel und außerdem Mixturen für den Haarwuchs. Dazu kommt aber noch ein Arsenal von Schönheitswassern, Teigpflastern und Schminken für jeden einzelnen Teil des Gesichtes, selbst für Augenlider und Zähne, wovon unsere Zeit keinen Begriff mehr hat. (…)« 

»Es ist möglich, dass die häufigen und prachtvollen Aufführungen von Mysterien, wobei Hunderte von Menschen bemalt und geputzt wurden, den Missbrauch im täglichen Leben fördern halfen; jedenfalls war er ein allgemeiner, und die Landmädchen hielten dabei nach Kräften mit. [Heute ist es der Einfluss der Medien, Modelwettbewerbe und Shows und die Promis, und jedes Mädchen macht mit.] Man konnte lange predigen, dass dergleichen ein Abzeichen von Buhlerinnen sei [nuttig]; gerade die ehrbaren Hausfrauen, die sonst das ganze Jahr keine Schminke anlegten, schminkten sich doch an Festtagen, wo sie sich öffentlich zeigten.« 

»Das Parfümieren ging ebenfalls über alles Maß hinaus und erstreckte sich auf die ganze Umgebung des Menschern. Bei Festlichkeiten wurden sogar Maultiere mit Salben und Wohlgerüchen behandelt, und Pietro Aretino dankte dem Cosimo I. für eine parfümierte Geldsendung. Sodann waren die Italiener damals überzeugt, dass sie reinlicher seien als die Nordländer. (…) Immerhin ist so viel gewiss, dass bei einigen ausgezeichneten Vertretern der Renaissance die ausgezeichnete Sauberkeit ihres ganzen Wesens, zumal bei Tische, mit Nachdruck hervorgehoben wird, und dass als Inbegriff alles Schmutzes in Italien der Deutsche gilt [Quelle: Giraldi, Hecatommithi.]«

 

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